Laissez-faire-Führungsstil: So nutzen Sie das Potenzial für Ihr Unternehmen

Laissez-faire-Führungsstil: So nutzen Sie das Potenzial für Ihr Unternehmen

Der Begriff Laissez-faire kommt aus dem Französischen und lässt sich mit „lassen Sie machen“ oder „lassen Sie laufen“ übersetzen. Wie Führungsaufgaben in einem Unternehmen betrachtet und umgesetzt werden, entscheidet, wie erfolgreich Organisationen sind. Im Businessumfeld unterscheidet man zwischen verschiedenen Führungsstilen. Unter dem Begriff Führungsstil versteht man die Art und Weise, wie eine verantwortliche Führungskraft eine Leitungsaufgabe ausfüllt und mit Personen in untergeordneten Positionen umgeht. Ein Führungsstil sagt viel über die Ansichten der Führungskraft sowie über die Unternehmenskultur und das Menschenbild im Unternehmen aus.

Dieser Artikel betrachtet den sogenannten Laissez-faire-Führungsstil, bei dem Mitarbeiter eine weitestgehende Freiheit genießen. Er vergleicht dieses Führungsverhalten mit anderen bekannten Führungsstilen und geht gleichzeitig auf die Frage ein, welche Vorteile, Mehrwerte und Risiken der Laissez-faire-Führungsstil mit sich bringt.

    Wichtige Fakten zum Laissez-faire-Führungsstil

    Ein bekannter und vor allem in jungen Unternehmen und Start-ups erfolgreich umgesetzter Führungsstil wird als Laissez-faire-Führungsstil bezeichnet. Er wird vor allem in Situationen genutzt, in den Fachkräfte und fachlich qualifizierte Mitarbeiter mit ausgeprägter Sozialkompetenz über mehr Fachwissen und Know-how im Arbeitsumfeld verfügen als der Vorgesetzte oder die Unternehmensleitung. Der zentrale Punkt beim Laissez-faire-Führungsstil ist, dass der Vorgesetzte als Autorität zurücktritt und zulässt, dass sich die Organisation selbstständig aufstellt und organisiert.

    Die Mitarbeiter werden vor allem als Teammitglieder und nicht als in der Hierarchie untergeordnet oder als Untergebene angesehen. Der Laissez-faire-Führungsstil basiert auf Vertrauen, Eigenverantwortung, Selbstkontrolle und darauf, dass Mitarbeiter ihre Arbeitsergebnisse selbstständig optimieren. Statt engmaschiger Kontrolle können sich die Teammitglieder bei dieser offenen Art des Führungsverhaltens frei entfalten. Der Laissez-faire-Führungsstil kann eine großartige und erfolgversprechende Strategie sein, um eine innovative Idee neu am Markt zu etablieren und die Belegschaft extrinsisch zu motivieren.

    Der französische Ausdruck „Laissez-faire“ bedeutet wörtlich übersetzt: „Überlasse es.“ Als Führungsstil entwickelte sich Laissez-faire im Rahmen einer Studie des Sozialpsychologen Kurt Lewin. Er untersuchte die Leistungen von Jugendlichen unter der Anwendung unterschiedlicher Führungsstile. Am Ende der nach Erfolg sortierten Skala erschien der Laissez-faire-Stil als erfolgreichste Möglichkeit, Menschen zu führen.

    Charaktereigenschaften von Führungskräften beim Laissez-faire-Führungsstil

    Während viele Manager Führung als Störung der Komfortzone verstehen und Führung, Veränderung und Störung in einen Kontext setzen, verfolgt der Laissez-faire-Führungsstil Kontinuität und Stabilität. Um als Führungsperson einen Laissez-faire-Führungsstil praktisch umzusetzen, müssen die folgenden Charaktereigenschaften eingesetzt und fortentwickelt werden:

    • Hohe Demut und Vertrauen in die Leistungen, Selbstkontrolle und Eigenverantwortung der Mitarbeiter,
    • Geringe Anteilnahme am Arbeitsablauf,
    • Wenig Zielvorgaben und Zielvereinbarungen. Stattdessen erhalten Mitarbeiter die Informationen, Mittel und die Autorität im Arbeitsumfeld, um erfolgreich tätig zu sein.
    • Neutraler, teamorientierter Umgang mit Mitarbeitern, die in ihrem Zuständigkeitsbereich umfassende Freiheiten genießen.

    Zusammenfassend kann der Laissez-faire-Führungsstil aus Sicht von Führungspersonen erstrebenswert sein, da er den Zeitgeist trifft. Flexibilität, Freiheit im Denken und Handeln und das Übertragen von Verantwortung wird in einem globalisierten Wirtschaftsumfeld großgeschrieben. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung von Laissez-faire sind qualifizierte und intrinsisch motivierte Mitarbeiter mit Lebenserfahrung und der Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und übertragene Aufgaben zu erfüllen.

    Anwendung von Laissez-faire in der Praxis – so arbeiten Start-ups

    Ein typisches Beispiel für die Anwendung des Laissez-faire-Führungsstils in der Praxis liefern Start-up-Unternehmen, bei denen nicht Hierarchien im Vordergrund stehen, sondern die gemeinsame Arbeit an innovativen Ideen. In diesen jungen, modern strukturierten und innovativen Unternehmen werden Eigenverantwortung, Offenheit und Freiheit in Bezug auf die Zeiteinteilung und die Ausgestaltung der Tätigkeit großgeschrieben. Vor allem in der Tech-Industrie, in Werbeagenturen, in der PR-Branche oder im künstlerischen Bereich funktioniert Laissez-faire.

    Während Vorgesetzte und Gründer die Leitplanken und Ziele im Team definieren, arbeiten intrinsisch motivierte Mitarbeiter eigenverantwortlich. Laissez-faire impliziert ebenfalls Kollaboration, Teamwork und gemeinsames Brainstorming für innovative Ideen.

    Mitarbeiter, mit denen ein Laissez-faire-Führungsstil umgesetzt werden kann, verfügen über ausgeprägtes Selbstbewusstsein, eine hohe fachliche und persönliche Qualifikation, soziale und interkulturelle Kompetenz sowie Selbstkontrolle. Ein Zwischenschritt zu einem Laissez-faire-Führungsstil kann die Implementierung von flacheren Hierarchien im Unternehmen sein.

    „Laissez-faire“ – diese Probleme und Risiken müssen beachtet werden

    In allen Branchen, in denen eigenständiges, autonomes und freies Arbeiten gefragt ist, kann der Laissez-faire-Führungsstil zielführend sein. Gleichzeitig birgt diese Form der Unternehmensführung jede Menge Risiken und Gefahren.

    Dies ist vor allem der Fall, da beim Laissez-faire-Führungsstil an jeglichem Feedback gespart wird. Abstimmungsgespräche, Jahresgespräche oder Zielvereinbarungen mit dem Vorgesetzten fehlen. Aus diesem Grund sind Lob und Dank oder konstruktive Kritik des Vorgesetzten Mangelware. Als soziale Wesen sind Angestellte auf eine nutzenorientierte Kommunikation angewiesen, um sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Aus diesem Grund kann die Motivation der Mitarbeiter schnell sinken, wenn sie für ihre Arbeitsleistung keinerlei Honorierung erfahren.

    Darüber hinaus verschwimmt beim Laissez-faire-Führungsstil das Rollenbewusstsein im gesamten Team. Da der Vorgesetzte sich zum Team und den Entscheidungsprozessen neutral verhält, wird seine Rolle abgewertet. Die Folge kann ein Führungsvakuum sein, da zu viele Freiheiten Autorität untergräbt. Dies kann sich im Ansehen des Managers und in der Arbeitsleistung niederschlagen.

    Wenn sich Führungspersonen beim Laissez-faire-Führungsstil vom Alltagsgeschäft und den Teammitgliedern distanzieren, kann dies ebenfalls schädlich sein, da sich einzelne Mitarbeiter ähnlich verhalten könnten. Durch fehlende Kontrolle und die Negierung des Führungsverhaltens ergeben sich Freiräume in Bezug auf Arbeitszeit, Arbeitsumfeld oder Arbeitsmittel, die in negativer Weise von einzelnen Angestellten ausgenutzt werden.

    Führungsstile gegenübergestellt – diese Führungsstile sind weit verbreitet

    Neben dem Laissez-faire-Führungsstil sind vor allem die folgenden Führungsarten bekannt und weit verbreitet:

    • Der autoritäre Führungsstil.
    • Der kooperative Führungsstil.
    • Der situative Führungsstil.

    Der autoritäre Führungsstil – diametraler Unterschied zu Laissez-faire

    Der Gegenentwurf zum Laissez-faire-Führungsstil ist der autoritäre Führungsstil, der in seinen Grundfesten auf Regeln und eine strikte Verteilung von Aufgaben zurückgeht. Hierarchisch oder patriarchalisch aufgebaute Familienunternehmen werden in den meisten Fällen autoritär oder autokratisch geführt.

    Statt Kollaboration, Selbstkontrolle und Eigenverantwortung werden Kontrolle und Sanktionen großgeschrieben und Gehorsam erwartet. Mitarbeiter werden zu keiner Zeit in Entscheidungsprozesse involviert. Ähnlich wie Autokraten in Ländern eine Alleinherrschaft aufgebaut haben und eigenmächtig regieren, achten Firmenchefs und Vorgesetzte, die einen autoritären Führungsstil bevorzugen, darauf, alle Entscheidungen selbstständig zu treffen und Mitarbeiter als Untergebene.

    Der kooperative Führungsstil – offene Kommunikation und eine Kultur des Respekts

    Wie die Bezeichnung „kooperativer Führungsstil“ andeutet, wird bei dieser Stilrichtung Kooperation zwischen Manager und Mitarbeitern großgeschrieben. Beide Parteien arbeiten in der Ideenentwicklung, bei der Ausführung von Projektideen und im Alltagsgeschäft Hand in Hand. Durch das Übertragen von Verantwortung auf die Mitarbeiter wird ähnlich wie beim Laissez-faire-Führungsstil Motivation vermittelt und Eigeninitiative gefördert.

    Ein kooperativer Führungsstil zeichnet sich vor allem durch eine offene und bedarfsorientierte Kommunikation, SMART-Ziele (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert), eine Kultur gegenseitigen Respektes und Kritikfähigkeit des Vorgesetzten aus. Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem kooperativen Führungsverhalten und dem Laissez-faire-Führungsstil ist die Tatsache, dass der Manager aktiv mit den Teammitgliedern arbeitet, Entscheidungsprozesse anführt, die Arbeitsergebnisse bewertet und engagiert an der Mitarbeiterentwicklung beteiligt ist.

    Der situative Führungsstil – individuell wie die Führungskraft

    Als situativen Führungsstil bezeichnet man eine individuelle Herangehensweise in der Menschenführung. Manager benötigen zum Anwenden dieser Stilrichtung Empathie und ausgeprägte kommunikative und organisatorische Fähigkeiten. Sie müssen ihre Mitarbeiter und deren Eigenschaften, Stärken und persönlichen Herausforderungen kennen.

    In der Führung agieren diese Manager situativ. Eigenverantwortliche erfahrene Mitarbeiter können beispielsweise im Laissez-faire-Führungsstil geführt werden, während junge Angestellte, die viel Feedback und Zuwendung benötigen, von einem kooperativen Führungsstil profitieren.

    Weitere weniger bekannte Führungsstile sind die humanistische Führung oder Shared Leadership.

    Nicht zu jedem Mitarbeiter passt der gleiche Führungsstil. © thingamajiggs l Adobe Stock

    Zusammenfassung: Die Vorteile des Laissez-faire-Ansatzes für das eigene Unternehmen nutzen

    Richtig angewandt bietet der Laissez-faire-Führungsstil viele Vorteile und Mehrwerte. Neben einem Vorgesetzten, der seinen Teammitgliedern weitgehend freie Hand lässt, sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Nöten, die mit hohem Selbstbewusstsein, Selbstkontrolle, Eigenverantwortung und intrinsischer Motivation arbeiten. Jeder dieser Angestellten bringt sich im Sinne seiner persönlichen Stärken in das Unternehmen ein.

    Da die Betrachtungsweise und Definition der Führungsstile an eine ideale Arbeitswelt geknüpft ist, ist ein Führungsstil so effektiv wie die Führungsperson die diesen lebt. Ein Laissez-faire-Führungsstil kann zielgerichtet eingesetzt, innovative Ideen fördern, die Mitarbeitermotivation erhöhen und das Erreichen hoher Ziele möglich machen. Es ist kein Freifahrtschein für den Vorgesetzten, seine Autorität und Führungsverantwortung abzugeben.

    Häufig gestellte Fragen zum Thema Laissez-fairer Führungsstil

    Welche verschiedenen Bedeutungen hat die Bezeichnung Laissez-faire?

    Der französischen Begriff Laissez-faire bedeutet wörtlich: „Machen lassen.“ Dieses Führungsverhalten kennt man aus der antiautoritären Erziehung. Es bezeichnet ebenfalls eine extreme Form des Liberalismus, bei der der Staat nicht in das Wirtschaftsgeschehen eingreift. In Bezug auf das Führungsverhalten impliziert Laissez-faire einen Managerstil, bei dem die Teammitglieder weitestgehend sich selbst überlassen werden. Führungspersonen greifen nicht in Entscheidungsprozesse, Zielstellungen oder Arbeitsergebnisse ein.

    Was ist der Unterschied zwischen einem autokratischen und einem autoritären Führungsstil?

    Der autoritäre und der autokratische Führungsstil ähneln sich in den meisten Punkten. Autoritäten setzen auf Kontrolle und auf die Umsetzung von Pflichten. Sie gestehen Angestellten wenig Eigenverantwortung und Selbstkontrolle zu. Der autokratische Führungsstil ist eine Steigerung des autoritären Führungsstil, da Kontrolle noch strukturierter durchgesetzt und Vergehen gegen Anweisungen strikt bestraft werden.