Design Thinking: Innovationen schaffen in 6 Schritten

Design Thinking: Innovationen schaffen in 6 Schritten

Teamfähigkeit und Kundenzentriertheit werden immer wichtiger. Im Artikel wird erklärt, wie Design Thinking als agile Methode interdisziplinären Teams hilft, echte Innovationen zu finden, die Kundenbedürfnisse befriedigen.

Als Design Thinking wird eine moderne Arbeitsmethode bezeichnet, mit der es möglich ist, echte Innovationen zu schaffen. Design Thinking wird allgemein als systematische und kreative Herangehensweise für komplexe Problemstellungen beschrieben und hat sich als Prozess aus dem Industrie-Design entwickelt. Als Methode ist es vielfältig einsetzbar und kann in allen Arbeitsbereichen angewandt werden, bei denen Menschen zusammen an einer Aufgabe arbeiten. Design Thinking basiert weitestgehend auf einem bekannten und intrinsisch motivierten Ansatz, Probleme oder Herausforderungen anzugehen.

    Stehen Menschen vor einer Herausforderung, versuchen sie ohne Unterstützung oder gemeinsam in einer Gruppe Lösungsvorschläge zu entwickeln. In vielen Fällen wird beim Aufbau von Problemlösungen zu wenig die Ursache des Problems untersucht. Statt sich in die Zielgruppe hineinzuversetzen und aus ihrer Sicht das Problem zu beleuchten, werden zu schnell Lösungen präsentiert und umgesetzt.  

    Viele vermeintlich gute Produkte und Ideen scheitern, da sie vom Kunden nicht als Problemlösung oder Innovation wahrgenommen werden. Sie wurden nicht aus Kundensicht entwickelt und zielen nicht darauf ab, ein Kundenproblem zu lösen. Genau an diesem Punkt setzt Design Thinking an. Die Methode zielt darauf ab, Problemlösungen auf eine kreative, empathische und menschenzentrierte Art und Weise zu entwickeln.

    Teamfähigkeit und Empathie – essenziell im Design-Thinking-Prozess

    Um einen erfolgreichen Design-Thinking-Prozess aufzubauen, werden interdisziplinäre Teams benötigt. Grundsätzlich gehört Teamfähigkeit in der modernen Arbeitswelt zu den relevantesten Eigenschaften im Arbeitsalltag. Von fachlich qualifizierten Mitarbeitern wird zusätzlich erwartet, dass sie kollegial, lösungsorientiert und effektiv in festen oder interdisziplinären Teams arbeiten und ihr Wissen teilen. Als Teamplayer müssen sie in der Lage sein, komplexe Zusammenhänge zu verstehen, mit ihnen umzugehen und bereit sein, lebenslang zu lernen. Darüber hinaus werden Empathie und das Verstehen von Kundenbedürfnissen fortlaufend wichtiger. Stichworte wie Agiles Management oder New Work zeigen auf, dass sich durch die Digitalisierung und die Globalisierung neben der Arbeitsweise ebenso Arbeitsmethoden gewandelt haben.

    Teamarbeit in Unternehmen wird aus unterschiedlichen Gründen forciert. Zum einen haben die Digitalisierung und die Globalisierung einen erheblichen Einfluss auf die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten oder neue Produkte entwickeln.  Gleichzeitig ist in unserer Gesellschaft ein wachsender Veränderungsdruck feststellbar. Im Team können durch eine Bündelung von Eigenschaften und Qualifikationen interne und externe Herausforderungen am besten gelöst werden. Neben interdisziplinärer Teamarbeit werden geeignete und effektive Arbeitsmethoden und Prozesse benötigt, die innovative Lösungen auf die Herausforderungen unserer Zeit bieten. Einen praxiserprobten und zukunftsorientierten Ansatz stellt die Design-Thinking-Methode dar.

    Die Design-Thinking-Methode in der Praxis: klarer Fokus auf den Faktor Mensch

    Design Thinking ist keine theoretische Methode, sondern ein praxisorientierter und individueller Prozess. Als Konzept wurde Design Thinking von den Hochschulprofessoren David Kelley, Terry Winograd und Larry Leifer an der Stanford University entwickelt. Ziel ihres Ansatzes war es zu verstehen, wie echte Innovationen entstehen und welche Rolle der Faktor Menschen spielt. Unter Innovationen versteht man umgangssprachlich Ideen, Erfindungen oder neue Produkte oder Serviceleistungen mit einem eindeutigen Mehrwert für eine Zielgruppe. Aufbauend auf den Thesen der Bauhaus-Bewegung der 1920-Jahre folgerten Kelly, Winograd und Leifer, dass Innovationen aus der Schnittmenge der drei gleichberechtigten Faktoren Mensch, Technologie und Wirtschaft resultieren. Innovative Lösungen entstehen, wenn Attraktivität, Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit gegeben sind.

    Der theoretische Ansatz wurde mittlerweile in vielen Projekten und Unternehmen aller Größenordnung in die Praxis überführt. Design Thinking setzt dabei auf Zusammenarbeit, nutzenorientierte Kommunikation in interdisziplinären Teams und auf individuelle Raumkonzepte und Kreativitätstechniken. Design Thinking ist eine nutzerzentrierte und praxisorientierte Methode, die Produkte und Dienstleistungen aus der menschlichen Perspektive entwickelt. Innovationen entstehen, wenn Waren oder Dienstleistungen aus Sicht der Konsumenten attraktiv, wirtschaftlich und umsetzbar sind.

    Die menschliche Perspektive beim Design Thinking

    Der konkrete praktische und nutzerorientierte Ansatz wird vor allem deutlich, wenn man Design Thinking mit anderen Innovationsmethoden vergleicht. Während manch anderer Ansatz vor allem die wirtschaftliche oder technische Machbarkeit betrachtet, stehen die Wünsche des Nutzers und seine Bedürfnisse beim Design Thinking im Mittelpunkt des Interesses. Darüber hinaus ist Design Thinking nicht nur nutzerzentriert und fokussiert sich auf die Bedürfnisse der Zielgruppe. In jeder Prozessphase wird die menschliche Perspektive durch individuelle Teamarbeit in den Vordergrund gerückt. Dies bedeutet in der Praxis, dass alle Mitglieder des interdisziplinären Teams offen und nutzenorientiert kommunizieren. Design Thinking funktioniert ausschließlich, wenn die Ideen und Qualifikationen von Menschen in multidisziplinären Teams gebündelt werden. Kreativitätstechniken und spezifische Raumkonzepte schaffen eine Atmosphäre, in der Mitarbeiter aus unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen gemeinsam im Projektmanagement an einem Design-Thinking-Projekt arbeiten können.

    Durch eine gemeinschaftliche Denk- und Arbeitskultur, durch offene und nutzenorientierte Kommunikation sowie durch stringente Anwendung des Design-Thinking-Prozesses entstehen in multidisziplinären Teams in der Folge innovative Ideen.

    Der Design-Thinking-Prozess schafft in 6 Phasen praxisnahe Ergebnisse

    Als „human centred“ aufgebauter Prozess fokussiert sich der Design-Thinking-Prozess vor allem auf die Bedürfnisse und die Denkweise der Zielgruppe.

    Beispiel: Ein internationaler Fahrzeughersteller möchte ein neues, innovatives Fahrzeug auf den Markt bringen. Statt mögliche technische Neuerungen zu fokussieren oder nach einer Konkurrenzanalyse auf Innovationen von Mitbewerbern zu setzen, arbeitet das Unternehmen mit der Design-Thinking-Methode. Ein interdisziplinäres Produktteam versetzt sich im Rahmen der Produktentwicklung empathisch in seine Kunden, um deren Bedarf zu verstehen. Durch Beobachtung, Befragung und Identifizieren der Bedürfnisse entstehen Ideen für mehrwertorientierte neue Fahrzeuge.

    Phase 1 und 2: Verstehen und Beobachten

    Am Beispiel wird deutlich, wie eng Design Thinking, Teamarbeit und Empathie miteinander verwoben sind. Aus diesem Grund werden die beiden ersten von sechs Phasen im Design-Thinking-Prozess als „Verstehen“ (Understand) und „Beobachten“ (Observe) definiert. Alle sechs Phasen bauen aufeinander auf. Das Verstehen der Zielgruppe beinhaltet ebenso, dass alle Mitglieder des Teams ein gemeinsames Verständnis der Aufgabenstellung bekommen und sich Expertenwissen aneignen. Hierfür werden kollektive Teammeetings geplant und durchgeführt.

    Phase 3 und 4: Sichtweisen finden und Ideen definieren

    In der dritten Phase, die als „Point-of-View“ oder „Sichtweisen finden“ bezeichnet wird, besteht das Ziel darin, alle Informationen aus den ersten beiden Entwicklungsstadien zusammenzuführen. Alle Teammitglieder interessieren sich für den Standpunkt der anderen Teilnehmer und versuchen, von den gesammelten Erfahrungen und Erkenntnissen zu profitieren. Diese Phase ist von positiver Spannung geprägt und kann durch nutzenorientierte Visualisierungen professionell unterstützt werden. In der „Point-of-View-Phase geht es zusammengefasst um das Verdichten der Erkenntnisse und um eine erste Ideenfindung. Während des Brainstorming-Prozesses verschwimmen in interdisziplinären Teams Hierarchieebenen und es bildet sich ein homogenes Teamgefüge.

    Die Phase vier, in der Ideen definiert werden (Ideate), ist die Geburtsstunde von Innovationen. Ziel des vierten Entwicklungsstadiums ist das Herausarbeiten von einer Vielzahl von Ideen. In der Phase der Ideenfindung geht es im ersten Schritt nicht darum, die beste Vorgehensweise zu finden. Mit Kreativität und dem Talent, über den Tellerrand zu blicken, können innovative Konzepte erdacht werden. Da alle Vorschläge willkommen sind, kommt es zu tiefgründigen Innovationsprozessen. Offenheit, Lösungsorientiertheit, Kreativität und Teamorientierung sind die wichtigsten Zutaten in der Ideenfindung. Zum Schluss werden alle Ideen geclustert, strukturiert und gebündelt. Ähnliche Ansätze können zusammengefasst werden.

    Im letzten Schritt werden die gesammelten Ideen in Bezug auf Wirtschaftlichkeit, Attraktivität und Umsetzbarkeit untersucht. Da es sich beim Design Thinking um ein am Menschen orientierte Methode handelt, erhält die menschliche Perspektive den höchsten Stellenwert.

    Phase 5 und 6: Prototypen und Testphase

    Theorie und Praxis sind bei der Design-Thinking-Methode voneinander zu unterscheiden. Ist eine Idee theoretisch vielversprechend, kann sie im Praxistest durchfallen und die Bedürfnisse von Kunden oder Mitarbeitern zu wenig abdecken.

    Aus diesem Grund werden in Phase 5 für die besten Ideen Prototypen (Prototype) entwickelt. Diese Prototypen werden in der Folge an der Zielgruppe getestet, um als interdisziplinäres Team ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Idee erfolgversprechend ist. Am Beispiel des Fahrzeugherstellers bedeutet dies nicht, dass ein fertiges Fahrzeug konstruiert werden muss. Vom Papiermodell über 3-D-Computermodelle bei Produkten oder durch Umfragen bei Dienstleistungen ist alles erlaubt, was die Idee weiterentwickelt. Produkt-Prototypen visualisieren und zeigen Schwachstellen oder Mehrwerte auf. Durch Prototyping werden gute Ideen fortlaufend verbessert.

    In der sechsten und letzten Phase (Test) des Design-Thinking-Prozesses werden die verbesserten Prototypen final an der Zielgruppe getestet. Diese Testphase entscheidet darüber, ob eine Idee umsetzbar ist oder verworfen werden muss. In einem offenen Dialog mit der Zielgruppe entsteht ungefiltertes und zielorientiertes Feedback. Dieses beschreibt dezidiert und schonungslos, ob der Bedarf und die Bedürfnisse der Zielgruppe befriedigt wurden. Konstruktives Feedback hilft, Verbesserungen umzusetzen oder alternative Ideen zu finden.

    Die Phasen des Design-Thinking-Prozesses im Überblick
    Design-Thinking-PhasenAusprägung
    VerstehenVerständnis zum Problem und den Herausforderungen Gemeinsames Verständnis im interdisziplinären Team
    BeobachtenBeobachten der Zielgruppe. Aufbau von Empathie für deren Bedürfnisse. In Umfragen oder Interviews wird explizit die Sichtweise der Zielgruppe erfragt
    Sichtweise definierenDefinition der Sichtweise. Zusammentragen aller Erkenntnisse Aufbau erster Entwürfe von Ideen im Brainstorming
    Ideen findenEntwickeln von Lösungsmöglichkeiten. Alle Ideen sind willkommen und werden diskutiert. Fokus auf die effektivsten Ideen, die gemeinsam im Team ausgewählt werden
    Prototypen entwickelnEntwicklung von Prototypen, um Schwachstellen aufzudecken und die Testphase vorzubereiten
    TestphaseDie Testphase an der Zielgruppe entscheidet darüber, ob die Lösung als Innovation weiterentwickelt oder verworfen wird. Wichtig: Konstruktives Feedback zulassen und aus den Schwachstellen und Fehlern lernen

    Voraussetzungen für einen erfolgreichen Design-Thinking-Prozess

    Durch einen Design-Thinking-Prozess sollen innovative Lösungen und Innovationen gefunden werden. Damit dieser kreative Innovationsprozess gelingt, sind wichtige Voraussetzungen nötig:

    1. Variable Raumkonzepte, in denen sich ein Kreativitätsprozess entwickeln kann: Das interdisziplinäre Team sollte die Möglichkeit haben, auf Präsentationsflächen, Materialien und moderne Bürotechnik zurückgreifen zu können, um Ideen im Brainstorming zu entwickeln und Prototypen zu designen.
    1. Ein interdisziplinäres Team mit unterschiedlichen Fähigkeiten: Ein gemischtes, interdisziplinäres Team besteht aus unterschiedlichen Experten bestimmter Fachrichtungen. Alle Teammitglieder sollten sich beim Design-Thinking darauf verständigen, dass Werte und Eigenschaften wie Neugier, Empathie, nutzenorientierte Kommunikation, aktives Zuhören und Interesse am anderen wertvoll und zielführend sind. In einem solchen Fall entsteht ein schlagkräftiges interdisziplinäres Team, dass gemeinsam das Ziel verfolgt, Innovationen zu kreieren.  
    1. Fortlaufende Interaktion zwischen Entwickler und Zielgruppe
      In der Produktentwicklung erfordert Design Thinking eine fortlaufende Interaktion und Kommunikation zwischen dem interdisziplinären Produktteam und der Zielgruppe. Ziel von Design Thinking ist es, praxisnahe Innovationen zu entwickeln, in die das Feedback der Zielgruppe und von Nutzern fortlaufend einfließt. Design Thinking ist zielgruppenzentriert und sichert attraktive, marktfähige und realisierbare Produkte, die die Bedürfnisse von Menschen abbilden.
    Voraussetzungen eines erfolgreichen Design-Thinking-Prozesses

    Zusammenfassung: Design Thinking ist eine professionelle Methode, um innovative Ideen in die Praxis umzusetzen

    Beim Design Thinking wird das Ziel verfolgt, durch Empathie und eine fortlaufende Interaktion mit der Zielgruppe, innovative Ideen professionell in der Praxis umzusetzen. Hierfür arbeiten interdisziplinäre Teams miteinander und bündeln ihre Fähigkeiten, Eigenschaften und ihre Qualifikation. Sie nutzen Kreativitätsmethoden, um umfassende Innovationsprozesse in Gang zu setzen.

    In sechs aufeinander aufbauenden Phasen erwächst in Projektarbeit aus einer Produktidee ein umfangreicher Praxistest. Ziel der Testphase ist es festzustellen, ob das Produkt marktreif ist und die Bedürfnisse der Zielgruppe befriedigt. Um einen erfolgreichen Design-Thinking-Prozess in Gang zu setzen, müssen alle Teammitglieder über Offenheit, Empathie und ausgeprägte kommunikative Eigenschaften verfügen. Ihr gemeinsames Ziel sollte darin liegen, kreative Lösungen und Innovationen zu entwickeln. 

    FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Design Thinking

    Was bedeutet Design Thinking in Kurzform?

    Als Design Thinking bezeichnet man einen kreativen, personenzentrierten Prozess. Ziel von Design Thinking ist es, Innovationen oder innovative Produkte und Lösungen zu finden. Bei der Ideenfindung stehen der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt.

    Gehört Design Thinking zu den sogenannten agilen Methoden?

    Design Thinking gehört zum Themenkreis der agilen Methoden. Agiles Arbeiten bedeutet in der Praxis, kundenzentriert zu agieren und in Bezug auf Strukturen und Prozesse beweglich zu sein. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, zusammen mit Empathie gehören zu den wichtigsten Eigenschaften in agilen Teams.

    Wie unterscheidet sich Design-Thinking vom Human-Centred-Design?

    Das seit den 1990er-Jahren bekannte Human-Centred-Design beinhaltet viele Gemeinsamkeiten zur Design-Thinking-Methode. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Ansätzen ist die Zielsetzung. Während sich Human-Centred-Design vor allem auf Benutzerfreundlichkeit und eine positive Benutzererfahrung fokussiert, steht beim Design Thinking der Aufbau von innovativen und kreativen Lösungen im Vordergrund.

    In welchen Unternehmen wird Design Thinking erfolgreich genutzt?

    Einer der Vorreiter für Design Thinking ist der SAP-Mitbegründer Hasso Plattner. Gemäß einer Untersuchung des Hasso-Plattner-Institutes nutzen große DAX-Unternehmen wie BMW, DHL oder SAP und viele weitere mittelständische Unternehmen Design Thinking erfolgreich als agile Methodik.