Führung - Motivation

Fuck-up-Event: Reden Sie über Fehler und lernen Sie daraus

Wann haben Sie das letzte Mal eine Situation erlebt, in der Sie so richtig „fucked up“ waren? Was lief schief? Wie haben Sie reagiert? Waren Sie joggen, haben Sie weitergearbeitet oder sind Sie nach Hause gefahren? Keine gute Idee, denn wenn Sie mit Ihrer Fehlerbewältigung allein bleiben, verpufft die Energie. Tauschen Sie sich dagegen im Team über Ihre „Fuck-up-Erfahrungen“ aus, können alle daraus lernen.

Anne Sengpiel

03.01.2023 · 2 Min Lesezeit

Erfunden wurden die sogenannten Fuck-up-Nights (FUN) in Mexiko, als sich einige Freunde über unternehmerische Erfahrungen austauschten – auch über ihre Misserfolge. Dieses Format wurde von der Gründerszene spontan aufgenommen und verbreitete sich weltweit. Seit etwa 2014 gibt es in großen Städten diese Veranstaltungen, bei denen sich Unternehmer treffen, um öffentlich über ihre Misserfolge zu berichten und daraus zu lernen.

Der Austausch hilft Gründern, das Scheitern nicht mehr zu stigmatisieren. Stattdessen zollen sie sich als Unternehmer gegenseitig Respekt, wenn sie nach einer Niederlage wieder von vorn anfangen. Auch Investoren schätzen den Austausch über das „Vor-die-Wand-Fahren“. Denn wer diese Erfahrung gemacht hat und die Energie aufbringt, mit einer neuen Idee wieder durchzustarten, hat Resilienz bewiesen.

Im „Factbook Gründerland Deutschland“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz heißt es, dass nach einem Misserfolg nur elf bis 18 Prozent der befragten Unternehmen einen Neustart wagen. Allerdings sei die Erfolgschance bei einem zweiten Wurf erstaunlich hoch. Aus Fehlern lernen funktioniert also.

Inzwischen sind die Fehler-Events auch in großen Unternehmen und Konzernen als Tool zu einer neuen Fehlerkultur angekommen. Auch Sie als Führungskraft können von diesem offenen Umgang mit Fehlern lernen und eine neue Fehlerkultur einführen. Eine Fuck-up-Veranstaltung ist ein Tool dafür.

Organisieren Sie Ihr eigenes Fuck-up-Event

Der Ablauf einer Fuck-up-Night ist immer ähnlich: Drei bis fünf Redner stellen in zehn Minuten ihren größten Misserfolg, ihr schlimmstes Scheitern vor. Anschließend können die anderen Teilnehmenden Fragen stellen. So gehen Sie vor:

Laden Sie Ihr Team zu einer Fuck-up-Veranstaltung ein

Erklären Sie kurz, dass Sie diese Veranstaltung machen möchten, um gemeinsam aus Fehlern zu lernen. Fügen Sie zur Veranschaulichung einen Link zu einer Fuck-up-Night ein, und zwar unter: https://fuckups.de

Wählen Sie Ort und Zeit

Das Event muss nicht abends stattfinden. Sie sollten allerdings einen eher informellen Rahmen schaffen, beispielsweise Freitagmittags in der Kantine oder einem Lokal. Hier sollten Sie jedoch sicherstellen, dass Sie einen separaten Raum bekommen, damit Ihre Teammitglieder ungestört über ihre Fehler sprechen können.

Bitten Sie vorab zwei bis drei Teammitglieder, von ihren Fehlern zu berichten

Solange das Fuck-up-Meeting noch nicht eingeübt ist, sollten Sie vorab zwei bis drei Teammitglieder bitten, zu dem Termin einen Fehler vorzustellen. Gerade für das erste Meeting ist es sinnvoll, wenn Sie selbst auch eine Fehlentscheidung präsentieren.

Moderieren Sie das Fuck-up-Event

Führen Sie kurz in die Bedeutung des Meetings als Möglichkeit ein, aus Fehlern gemeinsam zu lernen. Stellen Sie es als einen Baustein einer neuen Fehlerkultur heraus. Jetzt können die ausgewählten Redner maximal zehn Minuten sprechen. Am Ende sollten drei „lessons learned“ stehen: „Das können wir aus meinem Fehler lernen.“

Anschließend gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Wichtig: Es geht nicht darum, einzelne bloßzustellen, sondern darum, aus den Fehlern zu lernen.

FAZIT

Über Fehler offen zu sprechen, kommt in den meisten Unternehmenskulturen noch nicht vor. Deshalb führen Sie das Instrument des Fuck-up-Events behutsam ein und gehen Sie beim Outen eigener Fehler mit gutem Beispiel voran.

Wer über Fehler spricht, schafft Vertrauen. Wer Verantwortung teilt, entwickelt Teams.
Doch echte Führung bedeutet noch mehr: eine Haltung, die Klarheit, Mut und Vertrauen in den Mittelpunkt stellt.

Wie das gelingt, zeigt Netflix-Gründer Reed Hastings – mit drei ungewöhnlich einfachen Prinzipien, die Führung neu denken lassen.
Lassen Sie sich inspirieren, wie Sie mit weniger Kontrolle, mehr Klarheit und gelebtem Vertrauen Ihr Team wirklich weiterbringen.

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Anne Sengpiel ist Autorin für Führungswissen und Kommunikationsexpertin. Sie verleiht Menschen Ausdruck: Unternehmenslenkern ebenso wie unbekannten Persönlichkeiten. ×