1. Radikale Klarheit schlägt diplomatische Unschärfe
Steve Jobs war für seine Direktheit berüchtigt. Was nicht funktionierte, bezeichnete er als „bullshit“ – auch wenn es von einer hochbezahlten Führungskraft kam. Das mag zunächst toxisch wirken. Aber dem lag ein Prinzip zugrunde, das im Management oft schmerzlich vermisst wird: kompromisslose Klarheit.
Jobs konnte sich kein Mittelmaß leisten. Produkte wie das iPhone oder der iPod entstanden nicht durch höfliche Konsensrunden – sondern durch das kompromisslose Loslassen dessen, was nicht gut genug war.
Auch in Ihrem Führungsalltag gilt: Wer Konflikte scheut, produziert Stillstand. Wer unklare Ansagen macht, bekommt mittelmäßige Ergebnisse. Klare Kante schafft Orientierung – auch wenn sie gelegentlich aneckt.
Und nein: Es geht nicht darum, Mitarbeitende anzubrüllen. Es geht darum, Klarheit als eine Form von Respekt zu begreifen. Nichts ist demotivierender als Führungspersonen, die in politisch korrekten Andeutungen und weichgespülten Formulierungen versinken.
2. Ihr Warum muss größer sein als das Wie
Jobs hat nie einfach Produkte gebaut. Er hat Missionen gestartet. Er wollte „eine Delle ins Universum schlagen“ – und genau deshalb haben ihm andere freiwillig 80-Stunden-Wochen geschenkt. Nicht aus Zwang, sondern aus Überzeugung.
Was Sie daraus lernen können: Menschen folgen keiner Methodik, keinem Quartalsziel und auch keinem Leitbild aus dem Intranet. Sie folgen Bedeutung. Wenn das Warum überzeugend ist, wird das Wie zweitrangig.
In vielen Unternehmen fehlt heute genau das: eine glaubwürdige Vision der Führungskräfte, die als Leitstern dienen kann. Ein inneres Anliegen, das tragfähig ist, auch wenn es unbequem wird.
Steve Jobs war ein Meister darin, Menschen in ein Abenteuer hineinzuziehen. Er sprach nicht über „digitale Effizienzsteigerung“, sondern darüber, „Musik in die Hosentaschen der Welt zu bringen“. Er übertrug quasi das bekannte Bonmot von Antoine de Saint Exupéry in die heutige Zeit. Es lautet sinngemäß: Wer Schiffe bauen will, muss die Sehnsucht nach dem Meer wecken.
3. Nutzen Sie Unvernunft als strategisches Werkzeug
Jobs war ein Verfechter des Unlogischen. Er glaubte an die Intuition. An Design, das nicht erklärbar – aber spürbar ist. An Entscheidungen, die auf dem „Bauchgefühl“ basieren, obwohl der Kopf protestiert.
In einer Welt, die sich zunehmend auf KPIs, Datenanalysen und Prozesse verlässt, wirkt das fast wie Ketzerei. Aber genau das macht es relevant.
Denn dort, wo alle rational optimieren, entsteht echte Differenzierung oft aus dem Unvernünftigen: aus Schönheit, Mut oder einem „Ich weiß nicht warum – aber ich weiß, dass es richtig ist“.
Natürlich braucht es neben Intuition auch Zahlen. Aber wenn alles auf Berechenbarkeit ausgerichtet ist, stirbt das Überraschende – und damit die Einzigartigkeit.
Steve Jobs baute keinen MP3-Player. Er erschuf ein Gefühl. Und genau das wurde gekauft – nicht die Spezifikationen.