Ihre Wirkung nach unten

Wie Sie nach unten Klarheit schaffen, wenn oben Chaos herrscht

Strategiewechsel, widersprüchliche Ansagen, wechselnde Prioritäten – wenn die oberen Etagen in Bewegung sind, geraten Sie leicht ins Schlingern. Nicht, weil Sie Fehler machen, sondern weil Ihnen die Grundlagen entzogen werden, auf denen Sie führen sollen. Ihr Team jedoch interessiert das nicht. Ihre Mitarbeitenden wollen Orientierung. Klare Antworten. Richtung. Doch wie führt man souverän, wenn man selbst im Nebel stehengelassen wird?

Guido Bonau

17.07.2025 · 2 Min Lesezeit

Werden Sie nicht zum Lautsprecher – sondern zum Übersetzer

Viele Führungskräfte verfallen in hektische Betriebsamkeit, wenn oben Chaos herrscht. Sie versuchen, jede neue Information sofort weiterzugeben, um „transparent“ zu wirken. Doch was beim Team ankommt, ist keine Transparenz – sondern Unsicherheit. Denn wenn Sie ungefiltert weiterreichen, was unklar ist, wirken Sie nicht informiert, sondern überfordert.

Das bedeutet: Bevor Sie etwas kommunizieren, müssen Sie es selbst einordnen – auch wenn Sie keine vollständige Klarheit haben. Was ist wirklich relevant? Was hat nur vorläufig Bestand? Was ist Spekulation? Und was können Sie offen als „noch ungeklärt“ benennen? Sie gewinnen ein größeres Vertrauen, wenn Sie sagen: „Ich weiß es nicht, aber ich kümmere mich darum“ – als wenn Sie mit unausgegorenen Erklärungen Verwirrung stiften.

Geben Sie den anderen Halt – nicht durch Antworten, sondern durch Haltung

Klarheit ist nicht das Ergebnis vollständiger Information – sondern das Ergebnis innerer Stabilität. In chaotischen Zeiten wie diesen kommt es weniger darauf an, dass Sie alle Fragen beantworten, sondern dass Sie den Willen ausstrahlen, Verantwortung zu übernehmen. Menschen orientieren sich weniger an Worten als an Haltung. Wenn Sie ausstrahlen: „Wir finden einen Weg, auch wenn ich ihn selbst noch nicht gefunden habe“, vermitteln Sie anderen mehr Sicherheit als mit jeder Folienpräsentation.

Haltung heißt auch: Ruhe bewahren, wenn andere nervös werden. Das ist keine Floskel – das ist ein Führungseffekt. Wer hektisch kommuniziert, multipliziert Chaos. Wer hingegen mit ruhiger Stimme, klaren Sätzen und bewussten Pausen spricht, signalisiert: Ich habe das Steuer in der Hand. Ihr Team liest nicht Ihre Worte – es liest Ihre Körpersprache, Ihre Stimme, Ihre Reaktionen.

Seien Sie ein Fels – kein Betonklotz

Klarheit nach unten heißt nicht: stur bleiben. Es heißt: verlässlich sein – auch im Wandel. Gerade in Phasen ständiger Veränderung ist es verführerisch, sich auf das zu stützen, was „immer funktioniert hat“. Doch wenn oben Chaos herrscht, braucht Ihr Team keine Führungskraft, die sich in alte Routinen rettet – sondern eine, die beweglich bleibt, ohne wankelmütig zu sein.

Das gelingt, wenn Sie zwischen Stabilität und Flexibilität unterscheiden: Ihre Haltung darf fest sein, Ihre Methoden müssen beweglich bleiben. Beispiel: Wenn ein Ziel sich dreimal ändert, dann sagen Sie nicht jedes Mal „Wir machen das jetzt ganz anders“. Stattdessen sagen Sie: „Unser Ziel verschiebt sich – aber, hey, Leute, unserer guten Stimmung tut das keinen Abbruch.“ Sie führen über Prinzipien, nicht über Planungsdetails.

Meine Empfehlung!

Kommunizieren Sie bei jeder neuen Wendung nicht nur, was sich ändert, – sondern auch, was gleich bleibt. Diese Konstante gibt Orientierung und hilft, Wandel besser zu verarbeiten.

FAZIT

Wenn Sie Klarheit schaffen wollen, obwohl oben Unklarheit herrscht, müssen Sie aufhören, Führung als Informationsweitergabe zu sehen. Führung ist in solchen Momenten nicht Wissen – sondern Wirkung. Und die beginnt bei Ihnen.

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Guido Bonau ist Diplom Ingenieur und war langjährige Führungskraft in verschiedenen Unternehmen. Als selbstständiger Coach nutzt er sein Wissen sowie seine Erfahrungen und hilft Führungskräften, erfolgreicher zu werden. Er ist in […]