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Führung 2025+: So nutzen Sie flache Strukturen, geteilte Verantwortung und Entwicklung als Erfolgshebel

Die Anforderungen an Führungskräfte verändern sich rasant: Disruption, Agilität, Digitalisierung und hybride Arbeitsformen erfordern einen grundlegend neuen Blick auf Führungsrollen und Organisationen. Es sind vor allem drei Leadership-Trends, die zukunftsorientierte Führung erfolgreich machen: neue Organisationsstrukturen, Shared Leadership und Personal Development. Dabei geht es nicht um Buzzwords, sondern um konkrete Hebel für bessere Zusammenarbeit, schnellere Entscheidungen und resilientere Teams.

Anne Sengpiel

14.08.2025 · 4 Min Lesezeit

In der komplexer werdenden und immer schnelllebigeren Zeit der Bani-Welt (brittle, anxious, non-linear und incomprehensible) reicht es als Führungskraft nicht mehr, an alten Führungsmustern festzuhalten. Vielmehr sollten Sie Führung neu denken. Passen Sie Ihren Führungsstil an die neuen Anforderungen an. Leben Sie Führung neu: konkret, mutig und praxisnah und orientieren Sie sich dabei an drei wesentlichen Trends.

Trend 1: Überdenken Sie Organisationsstrukturen

In vielen Unternehmen klingen „flache Hierarchien“ noch immer wie ein idealistisches Buzzword. Dabei ist die Idee nicht neu – und sie ist aktueller denn je. Kurze Informationswege, schnelle Entscheidungen und geteilte Verantwortung sind in einer komplexen, sich schnell verändernden Welt überlebenswichtig.

Beispiel: Amazon – wie Andy Jassy neue Wege geht

Andy Jassy, Nachfolger von Jeff Bezos bei Amazon, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Konzern agiler und innovationsfreudiger zu gestalten. Seine Maßnahmen gelten als Blueprint für moderne Führung.

Was Sie von Amazon lernen können:

  • weniger Bürokratie, mehr Entscheidungsspielraum
  • Klarheit statt Kontrolle
  • Ownership stärken
  • Kultur und Zusammenarbeit als Führungsaufgabe begreifen

TIPP

Übertragen Sie Jassys Prinzipien auf Ihren Bereich.

Stellen Sie sich dazu folgende Fragen:

  • Gibt es unnötige Freigabeschleifen in Ihrem Bereich?
  • Wo können Sie Silos zu Nachbarbereichen überwinden?
  • Gibt es Abstimmungsroutinen, die blockieren statt befördern?

Wie Sie den strukturellen Wandel in 4 Schritten einleiten

Um den strukturellen Wandel in Ihrem Bereich oder Ihrer Abteilung einzuleiten, sollten Sie die folgenden vier wesentlichen Schritte gehen.

Schritt 1: Reduzieren Sie die Zahl der Meetings

Starten Sie dort, wo Sie als Führungskraft direkten Einfluss haben, bei den Meetings. Meetings sollten selten stattfinden und etwas Besonderes sein. Und wenn, dann kurz, klar und mit begrenzter Teilnehmerzahl stattfinden. Sie sollen einen echten Mehrwert bringen – kein Selbstzweck sein.

Setzen Sie auf schlanke, zielgerichtete Formate mit klarer Rollenverteilung. Dazu gehört auch eine gute Vor- und Nachbereitung.

TIPP

Beschränken Sie die regelmäßigen Routinetermine auf das Wesentliche. Schaffen Sie Raum für informelle, kreative Formate, die echte Diskussionen ermöglichen. Fragen Sie sich bei jedem Meeting: Braucht es dieses Meeting in Zukunft wirklich – oder reicht ein kurzes Update im Chatkanal?

Schritt 2: Drücken Sie sich klar und verständlich aus

Zu viele Akronyme und Fachjargon verlängern die Einarbeitung in ein Thema und erschweren die Zusammenarbeit. Gute Führung schafft Klarheit.

Schritt 3: Teilen Sie die Verantwortung

Fördern Sie Selbstverantwortung und eine Kultur, in der Fragen nicht „nach oben delegiert“, sondern dort beantwortet werden, wo sie entstehen, nämlich in Ihrem Team. Lesen Sie dazu den Beitrag in dieser Ausgabe auf Seite 8.

Schritt 4: Hinterfragen Sie bestehende Regeln

Nicht jede Regel ist in Stein gemeißelt. In Gegenteil: Regeln sollten regelmäßig auf den Prüfstand, denn meist ändern sich die Gegebenheiten schneller als gedacht. Ermutigen Sie Ihr Team, überflüssige oder hinderliche Prozesse offen zu benennen und Regeln umzuschreiben oder abzuschaffen.

Beispiel:

Marco Reiners, IT-Leiter in einem Konzern, fiel auf, dass einige Regeln in seinem Team die Arbeit nicht erleichterten, sondern unnötig kompliziert machten und damit Ergebnisse in die Länge zogen. Er schlug daher seinem Team vor, jede Regel kritisch zu prüfen. Das Ergebnis: Ein zehnseitiges Freigabe-Dokument wurde auf zwei Seiten reduziert – und die Reaktionszeit Time-to-Market verkürzte sich um zwei Wochen.

Trend 2: Tragen Sie Verantwortung gemeinsam

Als Führungskraft sind Sie heute nicht länger der allwissende Einzelkämpfer. Dennoch erleben sich viele noch in dieser Rolle – vor allem, wenn das Team nicht „mitzieht“ oder Stress und Druck überhandnehmen. Shared Leadership bietet hier eine alternative Denkweise.

Bei Shared Leadership werden Verantwortung und Führungsrollen auf mehrere Schultern verteilt – ob durch zwei Führungskräfte im Job-Tandem oder durch definierte Rollen im Team (z. B. Motivator, Prozessverantwortliche, Fachlead). Die zentrale Idee: Führung ist eine Funktion – keine Position.

Dies sind die Vorteile von Shared Leadership für Sie als Führungskraft:

  • Sie können individuelle Stärken besser nutzen.
  • Sie erzeugen weniger Stress und fördern die Gesundheit.
  • Sie heizen die Innovationsfreude an.
  • Sie steigern den Teamspirit.

TIPP

Starten Sie in kleinen Schritten, sodass kein Teammitglied überfordert ist. Klären Sie mit Ihrem Team: Welche Führungsaufgaben können andere übernehmen? Vielleicht übernimmt jemand die Rolle des Feedback-Gebers, andere organisieren Retrospektiven oder übernehmen Verantwortung für ein Onboarding-Konzept.

Beispiel:

Melissa Zorn und Sylvie Freising, zwei Teilzeit-Führungskräfte in der HR-Abteilung, teilten sich eine Führungsrolle, neudeutsch Tandemploy. Während die eine den operativen Alltag regelt, fokussiert sich die andere auf die strategische Entwicklung. Das Ergebnis: hohe Mitarbeiterzufriedenheit, klare Zuständigkeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Balance, die auch positiv ins Team ausstrahlt.

Trend 3: Stärken Sie die interne Lernkultur

Weiterbildung ist kein „Nice-to-have“, sondern überlebenswichtig. Doch oft wird Weiterbildung als Aufgabe der Personalabteilung betrachtet. Moderne Führung denkt hier anders: Lernen ist Chefsache. Nur Mitarbeitende, die sich kontinuierlich weiterentwickeln, können Wandel aktiv gestalten und sind so Mitarbeitende, die ihr Wissen up to date halten.

TIPP

Schaffen Sie für sich selbst und Ihr Team Lernräume im Arbeitsalltag:

  • Planen Sie 10 Prozent Ihrer Arbeitszeit für Weiterbildung ein.
  • Fördern Sie Microlearning (z. B. 15-minütige Impulse oder Lernnuggets).
  • Etablieren Sie Lernzirkel oder Wissens-Tandems im Team.
  • Bauen Sie Feedback- und Reflexionsroutinen systematisch aus.

Beispiel:

Aaron Wittig, Produktionsleiter in einem Automobilzuliefererbetrieb, führte wöchentliche „Lern-Frühstücke“ ein. Jedes Teammitglied präsentierte abwechselnd ein Fünf-Minuten-Thema – von agilen Methoden bis zu IT-Anwendungen. Die Folge: mehr Zusammenhalt, höheres Vertrauen, wachsendes Wissen.

FAZIT

Führung neu denken ist eine Notwendigkeit. Die drei Leadership Trends – flache Strukturen, geteilte Führung und kontinuierliche Entwicklung – sind die richtigen Antworten auf eine sich radikal verändernde Arbeitswelt. Nutzen Sie Ihre Rolle, um hinderliche Strukturen zu verändern, Verantwortung zu teilen und eine Kultur des Lernens zu etablieren.

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Anne Sengpiel ist Autorin für Führungswissen und Kommunikationsexpertin. Sie verleiht Menschen Ausdruck: Unternehmenslenkern ebenso wie unbekannten Persönlichkeiten. ×