Psychische Belastungen und Burnout am Arbeitsplatz

Psychische Belastungen und Burnout am Arbeitsplatz

In vielen Unternehmen steigen die Fehlzeiten deutlich, ohne dass es für die Führungsebene einen sichtbaren Indikator gibt. Dies liegt daran, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz weitgehend tabuisiert sind und sich entsprechend unbemerkt verstärken.

Die Anzahl der Beschäftigten, die aufgrund psychischer Belastungen als arbeitsunfähig erklärt wurden, ist in den letzten Jahren massiv angestiegen. Arbeitgeber müssen sich neben dem physischen Gesundheitsschutz nun verstärkt mit der psychischen Gesundheit aller Beschäftigten auseinandersetzen. Denn Stress, Druck und andere psychische Belastungen auf der Arbeit sind heutzutage keine Seltenheit mehr und können auf Dauer zu Depressionen, Burnout oder sogar zu körperlichen Beeinträchtigungen führen.

Doch was sind die Ursachen von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz? Und mit welchen Maßnahmen können Sie die Beschäftigten psychisch entlasten? Im folgenden Artikel erfahren Sie, welche Belastungsfaktoren auf der Arbeit zu psychischen Beschwerden und Burnout führen und mit welchen Maßnahmen Sie die psychische Belastung Ihrer Mitarbeiter erfolgreich reduzieren.

    Was sind psychische Belastungen am Arbeitsplatz?

    Unter psychischen Belastungen am Arbeitsplatz werden alle äußeren Einflüsse verstanden, die im Rahmen eines Arbeitsalltages auf den Mitarbeiter einwirken und die Psyche des Menschen beeinflussen.

    Durch die psychische Belastung im Betrieb wiederum entsteht eine Art Beanspruchung. Diese ist jedoch nicht in jedem Fall negativ zu bewerten. Denn manche psychischen Belastungen können auch positiv von dem Betroffenen wahrgenommen werden und zur Leistungssteigerung und erhöhter Motivation führen. Handelt es sich jedoch um eine Fehlbeanspruchung, die vor allem durch das Fortbestehen der psychischen Belastung hervorgerufen wird, kann diese negative und sogar gesundheitsgefährdende Auswirkungen nach sich ziehen.

    Aufgrund der Gefahr psychischer Belastungen ist jeder Arbeitgeber dazu verpflichtet, nicht nur die physischen Gefährdungen am Arbeitsplatz im Rahmen einer betrieblichen Gefährdungsbeurteilung zu identifizieren, sondern auch potenzielle psychische Belastungsfaktoren und Fehlbeanspruchungen.

    Wie entstehen psychische Belastungen am Arbeitsplatz?

    Die Anzahl an Menschen, die sich aufgrund psychischer Belastungen und Burnout krankgemeldet haben, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dies ist unter anderem durch die steigenden Anforderungen im Berufsleben zu erklären. Die Aufgaben im beruflichen Alltag werden immer komplexer. Menschen müssen heute weitaus mehr leisten, als in Bezug auf die Gesundheit gut und ratsam ist. Doch auch die Arbeitsumgebung, das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit der Beanspruchung Ihrer Mitarbeiter und können als Ursache von Fehlbelastungen gelten.

    Die Ursache von psychischen Fehlbelastungen am Arbeitsplatz sind vielfältig und hängen stets vom individuellen Belastungsgrad des Mitarbeiters ab. © Marco2811 – Adobe Stock

    Beispiele für psychische Belastungen am Arbeitsplatz

    Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) hat die Belastungsfaktoren von Arbeitskräften in fünf unterschiedliche Bereiche aufgeteilt:

    BelastungsfaktorBeispiele
    Arbeitsinhalt und ArbeitsaufgabenGeringe Handlungsspielräume und Entscheidungsfreiräume
    Geringe Verantwortung
    Fehlende Kommunikation im Betrieb
    Überforderung
    Unterforderung
    Zunehmende Verdichtung der Aufgaben
    ArbeitsorganisationUnregelmäßige Arbeitszeiten
    Häufige Überstunden
    Anhaltender Zeitdruck und Stress auf der Arbeit
    Häufige Spät- und Nachtschichten
    Fehlende Transparenz bei der Zuständigkeit von Aufgaben
    Unklare Verantwortungsbereiche
    Unklare Organisationsstruktur im Unternehmen
    Soziale KontakteSchlechtes Arbeitsklima im Betrieb
    Mobbing und häufige Konflikte am Arbeitsplatz
    Wenige soziale Beziehungen
    Wenig Unterstützung von Kollegen
    Unzureichende Teamarbeit
    ArbeitsumgebungFehlende ergonomische Büroausstattung
    Störfaktoren wie Lärm und schlechte Beleuchtung
    Unzureichende materielle Ressourcen bei der Arbeit
    Neue ArbeitsformenArbeit in Coworking-Spaces
    Freelancing anstatt Festanstellung
    Untypische Arbeitsmodelle

    Die oben aufgeführten Beispiele können, müssen jedoch keine Auslöser für psychische Fehlbeanspruchungen darstellen. Denn unabhängig der psychischen Belastung ist auch der individuelle Belastungsgrad eines Menschen entscheidend. Während manche Mitarbeiter Zeitdruck zum Beispiel als motivierend wahrnehmen, wird es auch Arbeitskräfte geben, die unter diesem Druck nicht optimal arbeiten können.

    Jeder psychische Belastungsfaktor kann bei einem Mitarbeiter also positive Effekte und bei einem anderen negative Auswirkungen hervorrufen. Aus diesem Grund müssen Sie die individuellen Ausprägungen Ihrer Mitarbeiter in der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen.

    Folgen von psychischen Belastungen

    Psychische Belastungen, die von Arbeitnehmern als negativ empfunden werden, können schwerwiegende Folgen und sogar gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Denn eine fortwährende psychische Beanspruchung kann nicht nur Symptome wie Stress, Gereiztheit, Müdigkeit und Angst hervorrufen. Auch körperliche Beeinträchtigungen können durch eine anhaltende psychische Belastung entstehen. Denn im Zuge einer dauerhaften Fehlbelastung steigt das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenbeschwerden, Diabetes, Demenz und Alzheimer zu erkranken, deutlich an.

    Das Ausmaß der Folgen steht also im direkten Zusammenhang mit der Belastungsdauer. Aus diesem Grund werden die Folgen in kurzfristige sowie mittel- und langfristige Auswirkungen unterteilt.

    Kurzfristige FolgenLangfristige Folgen
    Müdigkeit
    Innere Unruhe
    Nervosität
    Gereiztheit
    Ungeduld
    Angstzustände
    Wutausbrüche
    Erschöpfung
    Zunehmende Verzweiflung
    Resignation
    Innere Kündigung
    Schlafstörungen
    Psychosomatische Beschwerden
    Depressionen
    Burnout-Syndrom
    Erhöhtes Risiko für die klassischen Zivilisations- und Alters-Erkrankungen
    Häufige Krankmeldungen
    Arbeitsunfähigkeit

    Neben den seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen führen psychische Belastungen zudem vermehrt zu Arbeitsunfällen, die auf mangelnden Schlaf oder Zeitdruck zurückzuführen sind.

    Die häufigste Folge psychischer Belastungen: das Burnout-Syndrom

    Die häufigste und allseits bekannte Folge von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz ist das sogenannte Burnout-Syndrom. Der englische Begriff „burn out“ bedeutet übersetzt „ausbrennen“ und bezeichnet das Burnout-typische Gefühl vom Ausgebranntsein. Hierbei handelt es sich um einen chronischen Zustand von totaler körperlicher und seelischer Erschöpfung, der vor allem durch anhaltenden Stress sowie einer unzureichenden Stressbewältigung entsteht.

    Beim Burnout-Syndrom handelt es sich allerdings nicht um eine medizinisch anerkannte Erkrankung.  Vielmehr hat sich das Burnout-Syndrom durch die häufige Thematisierung in den Medien zur Modediagnose entwickelt, die von vielen Experten kontrovers diskutiert wird. Dies begründet sich darin, dass sich das Burnout-Syndrom als Oberbegriff für zahlreiche verschiedene psychische Beschwerden etabliert hat und nicht klar von einer Depression abgegrenzt werden kann.

    Nichtsdestotrotz muss die Diagnose Burnout vom Arbeitgeber ernstgenommen werden. Denn die Symptome und Einschränkungen, unter denen Burnout-Betroffene leiden, reduzieren ihre Lebensqualität drastisch und prägen ihr Privat- und Arbeitsleben nachhaltig. Ein Problem, das sich durch die Isolation im Home Office während der Corona-Pandemie für viele noch verstärkt hat.

    Obwohl Burnout keine anerkannte Krankheit ist, müssen Arbeitgeber diese Diagnose ernst nehmen und entlastende Ressourcen für den Betroffenen schaffen. © Krakenimages.com – Adobe Stock

    Ursachen vom Ausgebranntsein: Wie entsteht ein Burnout?

    Die Entstehung eines Burnout-Syndroms ist meist das Resultat eines Zusammenspiels mehrerer Risikofaktoren, die zu einer dauerhaften Fehlbeanspruchung führen. Diese können sowohl personenbezogen sein sowie auch extern verursacht werden. So begünstigen bestimmte individuelle Persönlichkeitseigenschaften ein Burnout. So etwa der Wunsch, Arbeitsaufgaben immer gewissenhaft und ordentlich erfüllen zu wollen, aber auch äußere Umstände.

    Druck und Unsicherheit versetzen die Betroffenen in eine andauernde Stresssituation und können die Entwicklung eines Burnout-Syndroms beeinflussen. Im Arbeitskontext können unter anderem folgende Ursachen das Risiko für die Entstehung eines Burnouts erhöhen:

    • Ständiger Zeitdruck
    • Anhaltender Stress
    • Depressionen
    • Unklare Zielvorgaben
    • Leistungsdruck
    • Angst vor einer Kündigung
    • Gefühl des Versagens
    • Mangelnde Wertschätzung und Anerkennung durch den Arbeitgeber
    • Monotonie der Tätigkeit

    Symptome: Wie erkennt man ein Burnout?

    Symptome eines Burnout-Syndroms sind vielfältig und lassen sich häufig nicht klar von anderen Krankheiten abgrenzen. So ist das „Ausgebranntsein“ in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) als Zusatzdiagnose definiert und lässt sich damit nicht als eigenständige Diagnose mit klaren Symptomen vergeben.

    Als Folge von hoher Belastung, Überforderung oder als Reaktion auf Stress kann es zu verschiedenen Symptomen kommen, die die Lebensführung erschweren. Anzeichen für die Diagnose Burnout können, gerade zu Beginn des Krankheitsverlaufs, unauffällig sein und sich anschließend verstärken bzw. verändern. Als Kernmerkmale dieser Krankheit gelten jedoch folgende Symptome:

    • Emotionale Erschöpfung und Müdigkeit durch den andauernden Stress
    • Verringerung der Leistungsfähigkeit und Konzentrationskraft
    • Verlust des Persönlichkeitsgefühls (Depersonalisation)
    • Frustration/Enttäuschung bezüglich persönlicher Leistungen
    • Sozialer Rückzug im Berufs- und Privatleben
    Interessant: Gerade Symptome wie Antriebslosigkeit oder ein Verlust der Leistungsfähigkeit, aber auch physische Beschwerden wie etwa Schlafstörungen oder ein Schwächegefühl treten auch im Zusammenhang mit dem Störungsbild einer Depression auf. Aus diesem Grund ist es häufig schwer, anhand den Symptomen eine klare Grenze zum Burnout-Syndrom zu ziehen und eine eindeutige Diagnose zu treffen.

    Prävention von Burnout und Co.: Ansatzpunkt bildet die Gefährdungsbeurteilung

    Jeder Arbeitgeber ist im Rahmen des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) dazu verpflichtet, die physischen und auch psychischen Gefährdungen in einem Unternehmen zu identifizieren, zu beurteilen und zu eliminieren.

    Ausgangspunkt im Arbeitsschutz bildet dabei stets die Gefährdungsbeurteilung, mit der die Risiken und Gefährdungen in einem Betrieb systematisch aufgedeckt, analysiert und letztendlich beseitigt werden. Die Gefährdungsbeurteilung von psychischen Belastungen dient also dazu, konkrete Präventions- und Gegenmaßnahmen zu entwickeln, mit denen die Mitarbeiter im Sinne des Arbeitsschutzes psychisch entlastet und vor negativen Einflüssen auf die Psyche geschützt werden können.

    Obwohl die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung gesetzlich vorgeschrieben ist, gibt das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) jedoch nur wenig Auskunft darüber, wie eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden soll. Aus diesem Grund verfolgen Unternehmen bei der Gefährdungsbeurteilung unterschiedliche Ansätze.

    Ablauf der Gefährdungsbeurteilung von psychischen Belastungen

    Grundsätzlich umfasst eine Gefährdungsbeurteilung jedoch 8 Schritte, die von der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) empfohlen werden.

    1. Schritt: Planung und Vorbereitung (Bestimmung der Verantwortlichen, Informierung der Mitarbeiter, Auswahl des Verfahrens, der Beurteilungs- und Gütekriterien)
    2. Schritt: Bestimmung der zu beurteilenden Tätigkeiten und Bereiche
    3. Schritt: Ermittlung der psychischen Belastungen
    4. Schritt: Beurteilung der psychischen Belastungen
    5. Schritt: Ableitung von konkreten Maßnahmen
    6. Schritt: Implementierung und Umsetzung der abgeleiteten Maßnahmen
    7. Schritt: Kontrolle der Wirksamkeit der eingeführten Maßnahmen
    8. Schritt: Dokumentation der Ergebnisse und Weiterführung der Gefährdungsbeurteilung

    Präventionsmaßnahmen: So vermeiden Sie psychische Belastungen am Arbeitsplatz

    Anhand der Gefährdungsbeurteilung können Sie konkrete Präventionsmaßnahmen ableiten, die Sie Schritt für Schritt in Ihrem Unternehmen umsetzen sollten. Die präventiven Maßnahmen variieren jedoch von Unternehmen zu Unternehmen. Denn jeder Betrieb birgt eigene Gefahren für psychische Belastungen, die mithilfe der Gefährdungsbeurteilung zu identifizieren und zu beurteilen sind.

    Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an verschiedenen präventiven Maßnahmen gegen psychische Belastungen am Arbeitsplatz, mit denen Sie die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter fördern sowie Fehltage nachhaltig verringern können.

    Eine regelmäßige Mitarbeiterbefragung zur Früherkennung psychischer Überlastung

    Eine Mitarbeiterbefragung in Bezug auf die Zufriedenheit und psychische Belastungen ist zugegebenermaßen ein heikles Thema. Dennoch handelt es sich bei einer derartigen Umfrage um die einzige Möglichkeit, mehr über das Gefühl der Beanspruchung von Führungskräften und Mitarbeitern zu erfahren.

    Wer nicht fragt, wird im Regelfall keine Informationen erhalten und somit nicht erfahren, ob ausreichend Maßnahmen zur Gesunderhaltung und zum Wohlbefinden der Mitarbeiter umgesetzt wurden und diese auch überzeugende Ergebnisse liefern.

    Tipp: Ehrliche Antworten erhalten Sie am ehesten, wenn Sie die Mitarbeiterbefragung anonym vornehmen. Erkennen Sie Handlungsbedarf, ist der zweite Schritt in der Prävention die Enttabuisierung des Themas psychische Belastungen und Burnout.

    Klare Strukturen in Arbeits- und Pausenzeiten beugen psychischen Belastungen vor

    Kontinuierliche Mehrarbeit, zahlreiche Überstunden und nicht eingehaltene Pausen führen zwangsläufig zur Überlastung. Mit einer klaren Struktur der Arbeits- und Pausenzeiten beugen Unternehmer vor und führen die beste Prävention gegen psychische Belastungen und Burnout durch. Im Sinne des Arbeitsschutzes ist es sehr wichtig, Überstunden konsequent zu reduzieren und die Verantwortlichkeiten konkret einzuteilen.

    Hinweis: Prüfen Sie die Stundenzettel Ihrer Mitarbeiter und bringen in Erfahrung, wer deutlich mehr arbeitet und wer seine Arbeitszeiten häufiger in die Pause überzieht. Mit der schriftlichen Festlegung klarer Strukturen können Sie allen Mitarbeitern helfen und psychische Belastungen in Ihrem Unternehmen reduzieren.

    Unter Umständen können so auch andere Missstände als Ursache psychischer Belastungen erkannt werden. Ist der Leistungsdruck zu hoch und häufen sich Überstunden an, kann dies auch ein Anzeichen für eine fehlende Arbeitskraft sein.

    Qualifizierung nach Maß erhöht die Arbeitsgesundheit

    Die Digitalisierung begünstigt den verschwommenen Übergang von Berufs- und Privatleben unter dem Begriff New Work. Stärken Sie Ihre Belegschaft, in dem Sie jeden Mitarbeiter qualifizieren, seine eigene Work-Life-Balance zu organisieren.

    Machen Sie Ihren Mitarbeitern deutlich, dass niemand nur für die Firma lebt und dass die Freizeit ein ebenso wichtiges Element zur Gesunderhaltung ist.

    Um ernst genommen zu werden, gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Kein Mitarbeiter wird Ihre Anweisungen befolgen, wenn Sie selbst rund um die Uhr für die Firma da sind und sich keine Freizeit gönnen.

    Mit den richtigen Präventionsmaßnahmen schützen Sie Ihre Mitarbeiter nicht nur vor psychischen Fehlbelastungen, sondern verringern auch die Fehlzeiten im Betrieb. © Pixel-Shot – Adobe Stock

    Kollegiale Begleitung als wichtige Präventionsmaßnahme

    In der Praxis wird ein Mitarbeiter kaum in der Führungsebene an die Tür klopfen und mitteilen, dass er mit seinen Arbeitsaufgaben überlastet oder von Mobbing betroffen ist. In großen und mittelständischen Unternehmen hat es sich bewährt, einen qualifizierten Ansprechpartner als Schnittstelle zweischen der Belegschaft und der Führungsebene einzusetzen. Das muss eine Person sein, dem die Mitarbeiter vertrauen und auf den sie zukommen, um das Gespräch zu suchen.

    Hinweis: Durch die kollegiale Begleitung überbrücken Sie eine Hemmschwelle und legen den Grundstein für Offenheit im Themenbereich psychische Belastungen. Egal, ob Mobbing, Burnout oder Überforderung: Der „Vertrauensmitarbeiter“ gibt in jedem Fall erste Ratschläge und organisiert einen Termin bei der Geschäftsführung. Laut Mitarbeiterbefragung in größeren Unternehmen wird dieses Angebot durchaus angenommen und bewährt sich in der Reduzierung von Krankenständen und der Diagnose Burnout.

    Sensibilisieren Sie Ihre Führungskräfte, um psychische Überlastung zu erkennen

    Fakt ist, dass die meisten Führungskräfte nicht wahrnehmen, ob ein Mitarbeiter überlastet ist. Dies begründet sich im Regelfall darin, dass man selbst mehr arbeitet, als man sollte. Daraus resultiert nicht selten eine unangemessene Reaktion, die psychische Belastungen bei bereits übermäßig beanspruchten Mitarbeitern verstärkt.

    Hinweis: Sensibilisieren Sie das Management für psychische Belastungen und Burnout. Mit einer entsprechenden Qualifikation und einer guten Selbstreflexion werden Sie zukünftig kleinste Signale erkennen und auf diesem Weg rechtzeitig Maßnahmen zur Prävention einleiten.

    „Arbeitsbelastung“ und „Burnout“ darf kein Tabuthema sein

    Kein Mitarbeiter schämt sich, über Schmerzen im Rücken oder im Knie zu sprechen. Doch wenn es um die psychischen Folgen oder Erkrankungen einer zu hohen Verantwortung oder der zu starken Belastung im Beruf geht, herrscht Schweigen. Fällt ein Mitarbeiter durch weniger Leistung auf, sind sogar ironische Anmerkungen keine Seltenheit.

    Wichtig: Da sich Psyche und Physis gegenseitig bedingen, dürfen psychische Belastungen nicht zum Tabuthema werden. Viele Unternehmer haben bereits gute Erfahrungen damit gemacht, das Thema Psyche in Meetings und Mitarbeiterbesprechungen offen zu behandeln und ihre Erkenntnisse in Maßnahmen zur Prävention umzusetzen.

    Veränderungen in der Unternehmenskultur als Prävention gegen Überlastung

    Vertrauen, Toleranz und eine gute Unternehmensstruktur beugen psychischen Belastungen und Burnout vor. Die gelebte Unternehmenskultur sollte alle Abteilungen einschließen und in der Führungsebene zusammenlaufen.

    Sehr wichtig ist die Wertschätzung und Anerkennung jedes einzelnen Mitarbeiters. Es ist bekannt, dass Unternehmen, in denen Wertschätzung gelebt wird, weniger Krankenstände melden als Firmen, in denen der Mitarbeiter als wichtigste Ressource mit zu wenig Aufmerksamkeit bedacht wird.

    Tipp: Mit einer Prüfung Ihrer Unternehmenskultur finden Sie heraus, ob sich Ihre Mitarbeiter wertgeschätzt fühlen oder ob das Problem psychische Belastungen in der Firma liegt. Selbst kleine Änderungen können Großes bewirken und sich neben gesunden Mitarbeitern auch positiv auf Ihr Image auswirken.

    Mitarbeiter ernst nehmen: Individuelle Maßnahmen zur psychischen Entlastung anbieten

    Nehmen Sie die Probleme ernst, die während Ihrer Mitarbeiterbefragung an Sie herangetragen werden. Auch wenn psychische Belastungen immer subjektiver Natur sind, sollten Sie jede Äußerung ernst nehmen und das Gespräch mit betroffenen Mitarbeitern suchen.

    Zuhören allein reicht nicht. Etwas ernst zu nehmen bedeutet, dass Sie Lösungsschritte aufzeigen und die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung offen ansprechen. Auf diesem Weg finden Sie Möglichkeiten und Maßnahmen für die Prävention.

    Prävention von Burnout: So schützen Sie Ihre Mitarbeiter vor dem Ausbrennen

    Da ein Burnout durch verschiedene Faktoren verursacht werden kann, müssen Präventionsmaßnahmen ebenfalls an mehreren Stellen im Betrieb ansetzen. Ist ein Mitarbeiter „ausgebrannt“, sind die Verfahren zur Genesung und zur Wiedereingliederung deutlich aufwendiger, als die Umsetzung einiger präventiver Schritte und Maßnahmen gegen das Burnout-Syndrom.

    Während einerseits bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen des Arbeitsnehmers ein Burnout begünstigen können, ist andererseits der Arbeitgeber in der Pflicht, für seine Angestellten (Vor-)Sorge zu tragen.

    Aus dieser Fürsorgepflicht und den weitern Aufgaben eines Arbeitgebers ergeben sich präventive Handlungsmöglichkeiten, die ein Burnout bei Angestellten verhindern können.

    • „Hilfe zur Selbsthilfe“: Steigern Sie die Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter, sich selbst zu beobachten und Probleme zu erkennen. So können sie sich ihren Belastungen frühzeitig bewusstwerden und rechtzeitig handeln.
    • Kommunikation: Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrem Team und verdeutlichen Sie, dass Burnout von Ihnen nicht tabuisiert wird. Die Möglichkeit, Sorgen und Probleme ansprechen zu können, vermittelt den Arbeitnehmern die Fähigkeit zur Einflussnahme. Im Gespräch können Beschäftigte nicht nur ihre Wahrnehmung der Arbeitssituation rückmelden, auch Sie als Arbeitgeber können ihnen Feedback geben. Durch das Ansprechen von Problemen und den Ausdruck von Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern wird eine positive Atmosphäre in Ihrem Betrieb geschaffen. Austausch und Kommunikation sind die Grundlage für ein stressfreies Arbeitsklima ohne Burnout-Risiko.
    • Seminare zur Stressbewältigung: Themen wie berufliche Erreichbarkeit oder Pausen- und Zeitmanagement können Arbeitnehmern verdeutlichen, wie sie bestimmte Vorgänge an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen und ihren Arbeitsalltag stressfreier gestalten können. Neben der Kompetenzsteigerung können Sie ihren Angestellten außerdem vermitteln, dass Sie Wert auf ihre Gesundheit legen.
    • Arbeitsmedizinische Vorsorge: Durch das Einplanen von arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen und Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen, vermitteln Sie nicht nur Ihre Wertschätzung. Sie ermöglichen Ihren Mitarbeitern so auch einen verantwortungsbewussten Umgang mit ihrem psychischen und körperlichen Zustand.
    • Flexible Arbeitsmodelle: Oft müssen sich Arbeitnehmer neben ihrem Beruf auch um ihre Familie und die Versorgung ihrer Kinder kümmern und sind dadurch zeitlich stark gebunden. Hier sollten Arbeitgeber sich fragen, mit welchen familienfreundlichen Maßnahmen Sie Ihre Beschäftigten unterstützen können. Würde es einigen Mitarbeitern unter Umständen helfen, wenn sie einen Teil der Arbeit zu Hause im Home Office erledigen könnten? Ein höheres Maß an Flexibilität kann das Stressniveau und damit auch das Risiko für ein Burnout erheblich senken.

    Burnout-Prävention umfasst unter anderem auch unternehmerischen Angebote, die Ihre Mitarbeiter in Anspruch nehmen können. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Yoga-Kurs einmal pro Woche, für den Sie Ihre Mitarbeiter freistellen und der von Ihnen bezahlt wird? Auch gemütliche Pausenräume mit Wohlfühlatmosphäre fördern die psychische Gesundheit und wirken sich positiv auf das Betriebsklima aus.

    Psychische Belastungen am Arbeitsplatz müssen nicht zwangsläufig zu einer negativen Beanspruchen führen. Entscheidend ist der Ausgleich durch entlastende Maßnahmen. © Pixel-Shot – Adobe Stock

    Psychische Entlastung: Belastungen mit gezielten Entlastungsmaßnahmen ausgleichen

    Letztendlich wird es Ihnen als Arbeitgeber nicht gelingen, alle Belastungsfaktoren auf der Arbeit vollständig einzudämmen. Denn Zeitdruck, Stress und herausfordernde Aufgaben gehören zum Arbeitsalltag nun mal dazu. Allerdings können Sie Faktoren, die Ihre Mitarbeiter psychisch belasten, gezielt ausgleichen, indem Sie entlastende Ressourcen schaffen. Unter Ressourcen werden dabei organisatorische und individuelle Faktoren verstanden, mit denen Sie Fehlbelastungen gezielt entgegensteuern können.

    Die folgende Tabelle enthält potenzielle Belastungsfaktoren sowie Beispiele für entlastende Ressourcen:

    Belastungsfaktoren auf der ArbeitEntlastende Ressourcen
    AufgabenverdichtungZusammenarbeit im Team
    Kollegiale Unterstützung bei den Arbeitsaufgaben
    Zeitdruck und StressSeminare zum Stressmanagement
    Handlungsfreiräume
    Möglichkeit zur Delegation
    Konflikte, Konkurrenzdenken und Mobbing auf der ArbeitMaßnahmen zum Teambuilding
    Förderung des Teamgeistes
    Konfliktmanagement
    Anti-Mobbing-Workshops
    Soziale Integration von Mitarbeitern
    Undeutliche OrganisationstrukturenEindeutige Verantwortungsbereiche
    Optimierung unternehmensinterner Kommunikation
    Erhöhung der Transparenz
    Unklare TätigkeitsbereicheEindeutige Verantwortlichkeiten
    Klare Aufgabenzuteilung
    Abgrenzung einzelner Abteilungen
    Arbeitsort und ArbeitszeitenFlexible Arbeitszeitmodelle
    Home Office
    Seminare zur optimalen Schreibtischarbeit
    Vertrauensarbeitszeit
    Unzureichende materielle oder personelle Ressourcen auf der ArbeitOptimale Arbeits- und Büroausstattung
    Kollegiale Unterstützung

    Wie Sie mit Burnout-Betroffenen richtig umgehen

    Fallen Arbeitnehmer durch Symptome auf, die auf eine psychische Belastung oder sogar ein Burnout hinweisen oder wird ein Fall direkt bekannt, ist es vor allem wichtig, Akzeptanz zu zeigen. Da sich das seelische Befinden eines Mitarbeiters nicht durch sichtbare Anzeichen erkennen lässt, können Ängste vor Verständnislosigkeit entstehen. Burnout und andere psychische Krankheiten wie Depressionen offiziell als ein Leiden anzuerkennen, erleichtert es dem betroffenen Menschen, es selbst zu akzeptieren und zu handeln.

    Die gesetzliche Regelung sieht eine Gehaltszahlung trotz Abwesenheit bis zu sechs Wochen vor. Obwohl eine psychische Erkrankung oft über einen längeren Zeitraum andauert, lässt es sich selten als Langzeiterkrankung als Grund für eine Kündigung benennen.

    Vielmehr ermöglicht ein solcher Fall die Chance, eine Begutachtung der Arbeitsbedingungen, unter denen ein Mitarbeiter seine Aufgaben erfüllt, durchzuführen und so herauszufinden, an welcher Stelle Verbesserungen vorgenommen werden sollten.

    Berichten Angestellte hingegen direkt von ihrem aktuellen Zustand und ihrer Krankheit, lässt sich gezielt gegen Belastungsquellen vorgehen. Auf diese Weise kann die Zukunft des Mitarbeiters im Unternehmen so geplant werden, dass sie der Genesung förderlich ist und weiteren Belastungen vorbeugt. Faktoren wie die Arbeitszeiten, das Arbeitspensum sowie die Beschaffenheit des Arbeitsplatzes selbst können dabei eine ausschlaggebende Rolle spielen.

    Fazit: Prävention als wichtigste Maßnahme gegen psychische Belastungen

    Jeder Arbeitgeber ist im Rahmen des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) dazu verpflichtet, die Gesundheit aller Beschäftigten zu schützen und zu fördern. Zum Arbeitsschutz gehört jedoch nicht nur physische, sondern auch die psychische Gesundheit in einem Betrieb. Doch auch aufgrund der zunehmenden Fehltage durch psychische Beschwerden sollte jeder Arbeitgeber das Ziel verfolgen, die psychische Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten.

    Aus diesem Grund nimmt die Prävention von psychischen Belastungen sowie von Burnout einen hohen Stellenwert im Arbeitsschutz ein. Arbeitgeber müssen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ermitteln, welche psychischen Gefährdungen auf die Menschen in seinem Betrieb einwirken und wie Sie diese Belastungen minimieren können. Denn nur, wenn die Beschäftigten eines Unternehmens sowohl physisch als auch psychisch gesund sind, profitiert ein Arbeitgeber von motivierten, engagierten und leistungsfähigen Mitarbeitern.

    Um die psychische und physische Gesundheit Ihrer Beschäftigten sicherzustellen, empfiehlt sich die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements. So können Sie die Gesundheit aller Mitarbeiter am Arbeitsplatz langfristig erhalten und fördern.

    FAQ: Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema psychische Belastungen am Arbeitsplatz

    Was ist eine psychische Belastung am Arbeitsplatz?

    Im Arbeitsschutz versteht man unter einer psychischen Belastung am Arbeitsplatz die Summe aller äußerlichen Einflüsse, die auf die menschliche Psyche einwirken.

    Welche Faktoren verursachen psychischen Belastungen am Arbeitsplatz?

    Psychische Belastungen können durch viele verschiedene Ursachen hervorgerufen werden. Ausschlaggebend sind jedoch Faktoren wie der Arbeitsinhalt, die Arbeitsaufgaben, die Arbeitsorganisation, die Arbeitsumgebung, die sozialen Kontakte sowie neue Arbeitsformen. Diese Faktoren können unter der Voraussetzung, dass sie von den Mitarbeitern negativ wahrgenommen werden, zu psychischen Belastungen führen.

    Wie erkennt man ein Burnout?

    Arbeitskräfte, die innerlich ausgebrannt sind, haben viele verschiedene Symptome wie zum Beispiel anhaltende Müdigkeit, Erschöpfung und Ruhelosigkeit. Diese Symptome sind äußerlich jedoch nicht immer wahrnehmbar beziehungsweise lassen nicht in jedem Fall auf ein Burnout schließen. Aus diesem Grund müssen nicht nur Führungskräfte und Vorgesetzte, sondern auch Mitarbeiter in dieser Thematik sensibilisiert werden. Denn Kollegen kennen sich untereinander oft besser und werden es schneller erkennen können, wenn der betroffene Mitarbeiter sich zunehmend zurückzieht, antriebslos ist und depressive Verstimmungen aufzeigt. Gemeinsam mit Ihrem Team können Sie potenzielle Burnout-Betroffene schnell identifizieren und Unterstützung anbieten.

    Was können Arbeitgeber tun, um psychische Belastungen zu reduzieren?

    Um psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren, sollten Sie im ersten Schritt eine Gefährdungsbeurteilung im Sinne des Arbeitsschutzes durchführen. So können Sie potenzielle Gefährdungen für psychische Belastungen identifizieren und analysieren. Anhand der Gefährdungsbeurteilung lassen sich daraufhin konkrete Maßnahmen zur Prävention ableiten und im Unternehmen umsetzen.