Speed Recruiting: Was sind die Vorteile und Nachteile?

Speed Recruiting: Was sind die Vorteile und Nachteile?

Speed Recruiting ermöglicht das Kennenlernen vieler Bewerber in kurzer Zeit in einer lockeren Atmosphäre. Auf dieser Basis können neue Arbeitsverträge abgeschlossen werden – wenn Personaler sich entsprechend gründlich vorbereiten.

Beim Speed Recruiting geht es darum, als Arbeitgeber möglichst viele Bewerber in kurzer Zeit kennenzulernen. Das bietet zahlreiche Vorteile und ist überaus effizient, hat allerdings auch einige negative Seiten. Schließlich ist das Bild der potenziellen Kandidaten oberflächlich. 

Ob in der Kommunikationsbranche, in der IT oder bei neuen Jobs im Personalwesen – Speed Recruiting funktioniert in vielen Branchen und kann für Bewerber und Personaler eine gute Gelegenheit sein.

Was ist Speed Recruiting?

Speed Recruiting basiert auf dem Prinzip des Speed Datings. Personalchefs und Bewerber kommen an einem Veranstaltungsort zusammen und haben ein kurzes Zeitfenster, um sich kennenzulernen. Dafür setzen sie sich an einen Tisch und sprechen so lange, bis ein Gong ertönt. Dann wird gewechselt und die nächste Runde beginnt.

Üblicherweise beträgt der Zeitrahmen fünf Minuten, in denen Personaler und Bewerber sprechen können. Das ermöglicht, dass Personaler innerhalb eines Tages 20, 30 oder mehr Bewerber kennenlernen können.

Wie lässt sich Speed Recruiting durchführen?

Unternehmen können Speed Recruiting-Events selbst durchführen. Allerdings ist das nur lohnenswert, wenn es Stellenangebote für viele neue Mitarbeiter aus ähnlichen Berufen für verschiedene Niederlassungen gibt. Ansonsten bieten sich die von Agenturen organisierten Events an. Daran nehmen üblicherweise die Personal- oder Firmenchefs von 20 und mehr Unternehmen teil. Ergänzend laden sie die gleiche Anzahl interessierter Bewerber ein.

Speed Recruiting kann auf zwei Weisen durchgeführt werden:

  • Mit Vorbereitung: Dafür bekommen die Bewerber im Vorfeld einen Fragebogen, über den eine Vorauswahl getroffen werden kann.
  • Ohne Vorbereitung: Der Bewerber geht ohne Vorab-Fragebogen in das Gespräch mit dem Recruiter.

Welche Kosten fallen beim Speed Recruiting für Personaler und Bewerber an?

Personalchefs und Bewerber müssen sich im Vorfeld für die Teilnahme an diesen Rekrutierungsveranstaltungen anmelden. Damit garantieren die Organisatoren eine paritätische Verteilung der Teilnehmer auf Personalchefs und Bewerber. Für die Bewerber ist die Teilnahme bei den meisten Agenturen kostenlos. Lediglich eine kleine Pauschale ist fällig, wenn die Veranstalter beispielsweise Getränke zur Verfügung stellen.

Personalchefs müssen für die Teilnahme eine Gebühr bezahlen. Wie hoch diese ausfällt, hängt vom jeweiligen Veranstalter und dem Umfang des Events zum Speed Recruiting ab. Manche Agenturen verlangen eine pauschale Teilnehmergebühr. Dazu gehören die Agenturen, die verschiedene Arten von Events organisieren. Andere Agenturen verlangen nur dann ein Entgelt, wenn bei den Events ein passender Bewerber gefunden wird. Diese Entgeltform treffen Sie in der Regel bei der Organisation durch eine private Arbeitsvermittlung an.

Welche Vorteile bietet Speed Recruiting? 

Die Vorteile beim Speed Recruiting im Überblick:

  • Binnen weniger Stunden lassen sich gleich mehrere Fachkräfte auf einen Schlag rekrutieren.
  • Die Fachkräfte erhalten ein sofortiges Feedback.
  • Der Bewerbungszeitraum wird verkürzt.
  • Unsicherheit und Frust, die bei Bewerbern durch lange Wartezeiten auf Antworten entstehen, wird vermieden.
  • Gehaltsforderungen können direkt abgeglichen werden, sodass Personaler sofort wissen, ob der Kandidat in ihr Budget passt.
  • Auch Bewerber können das Thema Gehalt direkt ansprechen, was späteres Diskussionspotenzial oder gar eine Absage erspart.
  • Der Aufwand der Schaltung von Stellenanzeigen und der Meldung freier Stellen an die Jobcenter entfällt.
  • Zeit und Aufwand bei der Jobsuche werden drastisch reduziert, da auch die Jobsuchenden wissen, dass sie dort ihre Jobchancen bei mehreren Unternehmen abchecken können. Dadurch steigt auch für Personaler die Chance, geeignete Kandidaten zu finden.
  • Ressourcen und Kosten werden eingespart, das gesamte Prozedere ist stark auf Effizienz ausgerichtet.
  • Der erste Eindruck zwischen Bewerber und Personaler erfolgt persönlich, das kann aussagekräftiger sein als jede Bewerbungsmappe es vermittelt.
  • Die Atmosphäre ist locker. 
  • Durch die Kürze der Zeit kommen viele Bewerber und Personaler schnell zum Punkt. Klischeefragen fallen eher weg.
  • Höhere Sichtbarkeit des Unternehmens sowie des Bewerbers als auf einer Bewerbermesse.
  • Anschlusstermine können direkt vereinbart und noch am selben Tag durchgeführt werden.
  • Die Umwelt profitiert, da Bewerber nicht mehr zu verschiedenen Unternehmen fahren müssen, wobei CO2 verbraucht wird. Die Vertreter mehrerer Unternehmen sind an einem Ort anzutreffen.
  • Bewerbungsunterlagen müssen nicht mehr per Post verschickt werden, weil direkte Übergabe möglich ist.
  • Die Jobcenter müssen weniger Fahrtkosten erstatten.

Ein charmanter Nebeneffekt von Speed Recruiting ist, dass Unternehmen mit dieser modernen und dynamischen Recruiting-Methode ihr Arbeitgeberimage steigern und auf ihr Employer Branding einzahlen. Somit reicht der Effekt des Speed Recruitings über die potenzielle Neueinstellung eines Bewerbers hinaus.

Welche Nachteile bietet Speed Recruiting?

Das sind die Nachteile beim Speed Recruiting:

  • Die Recruiter müssen sehr erfahren sein und über eine gute Menschenkenntnis verfügen – schließlich haben sie nur wenige Minuten Zeit, um ein Urteil zu fällen. Eine falsche Personalentscheidung zu treffen, kann in so kurzer Zeit durchaus passieren und kann zu neuen Auswahlprozessen und damit verbundenem Zeit- und Ressourcenverbrauch führen. 
  • Für Bewerber kann der Druck in einer solchen Situation extrem hoch sein, sodass sie sich in den wenigen Minuten nicht optimal präsentieren. Dadurch bekommen auch Recruiter möglicherweise einen falschen Eindruck. 
  • Fachliche Kompetenz lässt sich in fünf bis zehn Minuten nur schwer darlegen. Häufig geht es beim Speed Dating eher um die Chemie zwischen Kandidaten und Personaler, die aber nichts über die fachliche Eignung eines Kandidaten aussagt. Das Bauchgefühl kann hier überbewertet werden und zehn Minuten sind in der Regel zu wenig, um jemanden kennenzulernen. Ob der Kandidat ein Cultural Fit ist, lässt sich meist ebenso erst nach einem längeren Gespräch feststellen.
  • Bei der Vielzahl an Gesprächen und Menschen ist es schwierig, sich an alle zu erinnern und im Anschluss an den Termin noch die verschiedenen Personen und Positionen auseinanderzuhalten. Notizen im Anschluss an das Gespräch sind daher essenziell. 

Wie können sich Recruiter auf das Speed Recruiting vorbereiten?

Nicht nur als Bewerber, sondern auch als Personaler ist es wichtig, sich auf das Speed Recruiting vorzubereiten. Dazu zählt:

  • Mit dem Thema Körpersprache befassen, um die unbewussten Signale eines Bewerbers deuten zu können.
  • Menschenkenntnis gezielt schulen, zum Beispiel durch Weiterbildungen oder durch Gespräche mit erfahreneren Kollegen
  • Konkrete Fragen vorbereiten und einen groben Zeitumfang für die Antworten kalkulieren. Präzise, klar verständliche und gut formulierte Fragen sind im Speed Recruiting das A und O.

Welche Fragen sollten Personaler beim Speed Recruiting stellen?

Personaler sollten sich Fragen für das Speed Recruiting überlegen, mit denen sie den Bewerbern auf den Zahn fühlen wollen. Dabei sollte es sich um Fragen handeln, die in kurzer Zeit gut beantwortbar sind. Knifflige Brainteaser, Fangfragen oder kleine Aufgaben zu stellen, macht an der Stelle meist keinen Sinn und lässt zu wenig Rückschlüsse auf die fachliche Eignung des Bewerbers zu. Dafür sollte ein eventuelles Anschlussgespräch genutzt werden. Mögliche Fragen für das Speed Recruiting sind:

  • Wie sieht Ihre Traumposition aus?
  • Wie stellen Sie sich die ersten drei Monate in unserem Unternehmen vor?
  • Was ist Ihnen bei einem Arbeitgeber wichtig?
  • Was war Ihre bisher kreativste Leistung bei der Arbeit?
  • Wie ist Ihre Beziehung zu Ihrem momentanen Chef?
  • Was macht für Sie Professionalität in Unternehmen aus?
  • Was hat Sie bei Ihrer letzten Leistungsbeurteilung am meisten enttäuscht?

Geben Sie auch dem Kandidaten die Möglichkeit, Fragen zu stellen, damit auch er schauen kann, ob Sie als Arbeitgeber bzw. Ihr Unternehmen zu ihm passt.

Fazit: Speed Recruiting: So effizient ist der „Job auf den ersten Blick“

Speed Recruiting ist eine sehr effiziente Möglichkeit, gute Mitarbeiter zu finden oder sogar Führungskräfte zu rekrutieren. Solche Bewerbungsevents verkürzen den Bewerbungszeitraum und vermeiden die Unsicherheit und den Frust, die bei Bewerbern durch lange Wartezeiten auf Antworten entstehen. Das Speed Recruiting im Gespräch von Angesicht zu Angesicht senkt die Kosten und erspart auch der Umwelt einige vermeidbare Belastungen.

Entscheidend ist, dass Personaler sich gründlich darauf vorbereiten und bereits einiges an Menschenkenntnis mitbringen. Auch wenn der erste Eindruck viel aussagt, so sind fünf bis zehn Minuten nicht viel Zeit, um jemanden auf seine fachlichen Kenntnisse hin zu überprüfen. Ein Anschlussgespräch wird daher in der Regel mit den potenziell geeigneten Kandidaten auf jeden Fall fällig – das Speed Recruiting ist aber ein guter Weg, um so etwas anzubahnen. Es ist die perfekte Ergänzung zur Nutzung einer auf das Bewerbermanagement spezialisierten Software und weiteren modernen Methoden zur Personalbeschaffung.

FAQ Speed Recruiting

Was ist Speed Recruiting?

Speed Recruiting funktioniert wie Speed Dating. Eine vorher festgelegte Anzahl an Personalern trifft auf dieselbe Anzahl an Kandidaten und hat einige Minuten Zeit, Fragen zu stellen und sich kennenzulernen. Nach einem Gong wird der Tisch gewechselt.

Welche Vorteile hat Speed Recruiting?

Speed Recruiting ist effizient und bietet Personalern die Möglichkeit, in kurzer Zeit viele potenzielle Kandidaten kennenzulernen. Die Atmosphäre ist locker und der erste Eindruck kann aussagekräftiger sein als eine Bewerbungsmappe. Auf Basis des ersten kurzen Gesprächs lassen sich verbindlichere Anschlussgespräche führen.