Agiles Arbeiten im Unternehmen: Mit modernen Methoden zum Erfolg

Agiles Arbeiten im Unternehmen: Mit modernen Methoden zum Erfolg

Die Arbeitswelt unterliegt einem ständigen Wandel, der neue Arbeitsmethoden erfordert - Stichwort New Work. Wenn Unternehmen selbstorganisiert und agil arbeiten, können sie sich flexibel auf jede unvorhergesehene Veränderung der Umwelt anpassen.

Dabei bietet das fortschrittliche Konzept des agilen Arbeitens (engl. Holocracy) vielfältige Ansätze und spiegelt den Zeitgeist wider. Doch was steckt hinter diesem Begriff? Und wie lässt sich agiles Arbeiten in einem Unternehmen einführen? Der folgende Artikel liefert Ihnen die wichtigsten Informationen zum agilen Arbeiten in einem Betrieb.

    Definition Agiles Arbeiten: Was versteht man darunter?

    Agiles Arbeiten, auch Holocracy genannt, bezeichnet eine besonders flexible, reaktionsfähige und proaktive Arbeitsweise, mit der sich ein Unternehmen oder ein Team problemlos an komplexe und unerwartete Veränderungen der Umwelt anpassen kann.

    Diese Arbeitsweise wird von vielen innovativen Betrieben und Organisation zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur gemacht. Die Agilität eines Betriebes kann dabei auf mehreren Stufen erfolgen: Von agilen Teams über das agile Management bis hin zu einem vollständig agilen Unternehmen.

    So liegen agile Methoden verschiedenen Prinzipien und Ideen zugrunde: Im Zentrum stehen hierbei vor allem kurze Entscheidungswege, um unnötige Bürokratie zu vermeiden, sowie die Optimierung der Zusammenarbeit, der Arbeitsprozesse sowie der Ergebnisse. Der Kunde wird zudem in alle Schritte und Zwischenergebnisse einbezogen. Des Weiteren sollen Projektteams und einzelne Mitglieder eines Teams mehr Verantwortung für ihre Arbeit bekommen. Detaillierte Arbeitsabläufe können somit in Eigenregie festgelegt werden, um die größtmögliche Produktivität im Team zu ermöglichen.

    Ihren Ursprung haben agile Methoden in der Software-Branche: In der IT-Teamarbeit kristallisierte sich heraus, dass es enorm wichtig ist, im Projektverlauf für abrupte Veränderungen offen zu sein. Nur so kann – auch bei Abweichungen vom ursprünglichen Plan – noch ein produktives Ergebnis erschaffen werden. Auf Basis dieser Überlegung entwickelten sich verschiedene agile Methoden, beispielsweise Scrum oder Kanban, die auch außerhalb der IT-Branche Anwendung finden.

    Agiles Arbeiten vs. klassisches Projektmanagement

    Es bestehen große Unterschiede zwischen dem agilen und klassischen Projektmanagement. Zum einen betrifft dies die Rolle des Kunden im Projekt, zum anderen die Reaktionsfähigkeit des Teams auf Änderungen im Ablauf, der beim agilen Arbeiten dynamischer sowie flexibler gestaltet wird.

    Das sind die größten Unterschiede zwischen den beiden Projektmanagement-Arten:

    Agiles ProjektmanagementKlassisches Projektmanagement
    Die Ziele an das Projekt sind zu Beginn nicht definiert. Der Entwicklungsprozess gestaltet sich außerdem iterativ und fortlaufend.Die Ziele an das Projekt werden bereits zu Beginn definiert. Der Entwicklungsprozess gestaltet sich außerdem sequenziell und starr.
    Der Kunde wird in allen Prozessen miteinbezogen, die Arbeit erfolgt nach Kundenbedürfnissen. Der Kunde spielt meist nur zu Beginn und am Ende eines Projektes eine Rolle.
    Es existiert keine klare Hierarchie, das meist klein gehaltene Team arbeitet selbstorganisiert, Aufgaben werden zudem selbstständig untereinander verteilt.Es existiert eine klare Hierarchie innerhalb des Teams, in der die Aufgaben von oben nach unten verteilt werden.
    Änderungen im Projektablauf steht das Team offen gegenüber und sind einkalkuliert.Änderungen im Projektablauf werden wegen der Gefahr von zu hohen Kosten eher vermieden.

    Das Agile Manifest: Die 12 Prinzipien der Holocracy

    Die agile Arbeitsweise geht auf das „Agile Manifest“ zurück, welches eine Expertengruppe um eine Reihe von Software-Entwicklern 2001 veröffentlichte. Dabei arbeiteten sie vier grundsätzliche Werte heraus, welche die Basis für das Manifest bilden. Sie schätzen…

    1. Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge.
    2. Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation.
    3. Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung.
    4. Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans.

    Zudem besteht das Manifest aus zwölf Prinzipien, welche für jede Situationen Lösungen anbietet. Dies sind die Prinzipien der Holocracy:

    1. Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software zufrieden zu stellen. 
    2. Heiße Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden. 
    3. Liefere funktionierende Software regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzuge dabei die kürzere Zeitspanne. 
    4. Fachexperten und Entwickler müssen während des Projektes täglich zusammenarbeiten. Errichte Projekte rund um motivierte Individuen.
    5. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen. 
    6. Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Entwicklungsteams zu übermitteln, ist im Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Funktionierende Software ist das wichtigste Fortschrittsmaß. 
    7. Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung.
    8. Die Auftraggeber, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können. 
    9. Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität. 
    10. Einfachheit — die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren — ist essenziell. 
    11. Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams. 
    12. In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein
      Verhalten entsprechend an. 

    Wie sieht agiles Arbeiten in der unternehmerischen Praxis aus?

    Das Leitbild des agilen Arbeitens beruht zum Großteil auf dem fortschrittlichen Konzept der Selbstorganisation, bei dem jedes Team in einem Unternehmen aktiv sowie selbstbestimmt arbeitet und auch Entscheidungen autonom trifft.

    Die Führung obliegt nicht mehr nur einzelnen Personen, sondern wandelt sich zur Angelegenheit aller Mitglieder eines Teams. Im Rahmen des agilen Arbeitens erhalten alle Teams und Gruppen eines Projektes die Kompetenz zur selbstständigen Organisation.

    Die Position der übergeordneten Führungskraft geht im agilen Management zwar nicht verloren, verändert sich jedoch grundlegend: Die Rolle des Vorgesetzten als Kopf und Leitung spaltet sich auf und jede einzelne Führungstätigkeit teilt sich einem anderen Mitarbeiter innerhalb eines Teams zu. Auf diese Weise kann unter anderem gewährleistet werden, dass Arbeitnehmer die einzelnen Aufgaben und Herausforderungen bestmöglich meistern.

    Es lassen sich in der Holocracy mehrere Abstufungen unterscheiden, die kennzeichnen, wie weit das agile Arbeitskonzept im Unternehmen fortgeschritten ist.

    • Erste Stufe: Die Führungskraft urteilt über die Arbeitsweise der Teammitglieder. Wer kann welche Aufgaben erfüllen?
    • Zweite Stufe: Selbstständige Kontrolle und Zielsetzung durch Mitarbeiter.
    • Dritte Stufe: Team als eigenständig handelnde Einheit, die seine gesamte Arbeit selbst organisiert.

    Die Stufen zeigen, dass sich die Selbstorganisation in der Firma als Kontinuum verstehen lässt. Die klassische Führungskraft ist auf der ersten Stufe agiler Organisation noch leitend, während sie sich in der höchsten Stufe bereits aufgelöst hat.

    Beispiele für agile Techniken

    Die folgenden Techniken sorgen für eine eigenverantwortliche, selbstorganisierte sowie flexiblere Arbeitsweise innerhalb Ihres Projektteams und helfen dabei, die Prinzipien und Werte des agilen Arbeitens umzusetzen.

    • Daily-Standup-Meetings: Statt eines wöchentlichen großen Meetings finden die Daily-Standup-Meetings täglich statt und dauern nie länger als 15 Minuten. Hier werden die nächsten 24 Stunden geplant und kurzfristige Entscheidungen getroffen.
    • Taskboards: Dies ist ein Board, an dem Aufgaben verteilt und der Status der Bearbeitung visualisiert werden können. 
    • Persona: Um die Kundenbedürfnisse oder das Verhalten von Nutzern nachvollziehen zu können, werden Prototypen einer Zielgruppe mit deren typischen Eigenschaften skizziert. 
    • Pair Programming: Hier nehmen sich zwei Mitarbeiter einer Aufgabe zusammen an. Häufig wird dies in der Softwareentwicklung angewandt.  
    • Use-Cases / User-Stories: Vor allem in der IT-Branche kommen diese Techniken zur Anwendung. Während Use-Cases die Software in den Mittelpunkt stellen, stehen bei User-Stories die Anwender im Fokus.

    Vorteile des agilen Arbeitens: Positive Folgen der Selbstorganisation

    Die heutige Arbeitswelt hat sich stark verändert und befindet sich auch weiterhin in einem Wandlungsprozess. Das verlangt von Führungskräften und Mitarbeitern immer mehr Flexibilität und schnelle Entscheidungen im Arbeitsalltag. In vielen Fällen ist das mit herkömmlichen Strukturen und Ansätzen jedoch nicht (mehr) zu erreichen. Mitarbeiter müssen selbst Entschlüsse fassen, die Planung übernehmen, Fragen von Kunden eigenständig klären und selbst urteilen.

    Aus diesem Grund erscheinen die Selbstorganisation und agiles Arbeiten in vielen Unternehmen als neues und fortschrittliches Arbeitskonzept fruchtbar zu sein. Mitarbeiter erhalten durch den agilen Ansatz mehr Kompetenzen und vor allem mehr Verantwortung. Als innovatives und fortschrittliches Konzept bietet das agile Arbeiten einige Vorteile und kann viele Schritte vereinfachen. Dabei stellt die Idee nicht nur einen Gewinn für Arbeitgeber, sondern auch für Arbeitnehmer dar.

    Die Vorteile des agilen Arbeitens auf einen Blick

    • Selbstbestimmung und Verantwortung: Angestellte wissen am besten, wie ihre Aufgabe aufgebaut ist und welches Vorgehen Sinn macht. Durch das eigenverantwortliche Arbeiten und Zeitmanagement entstehen effiziente und innovative Lösungen und optimale Produkte.
    • Motivation: Grundsätzlich steigert die Umsetzung von Selbstorganisation die Motivation der Mitarbeiter. Die Angestellten bekommen zu spüren, dass ihre Kollegen ihnen Vertrauen entgegenbringen, und sind deshalb bereit, sich (noch mehr) anzustrengen. Zudem erhöht sich die Motivation, Leistung und Erfolge auf der Arbeit zu erzielen, da Arbeitnehmer eigene Interessen und Vorstellungen umsetzen können.
    • Lösungsorientierung: Da Hierarchien aufgelöst sind, können Mitarbeiter auf kurzem Wege Entscheidungen fällen und orientieren sich weniger an unterschiedlichen Positionen und mehr an den Kundenbedürfnissen. Der Ansatz der Selbstorganisation gewährleistet damit, dass Reaktionen schnell und zielgerichtet erfolgen und die Mitarbeiter immer in Bewegung sind.
    • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Neben dem Antrieb verstärkt sich außerdem die Fähigkeit, auf Veränderungen zu reagieren. Da sich Angestellte eigenständig bewegen und autonom entscheiden, können sie auf äußere Einflüsse reagieren, ohne dafür Einwilligungen zu benötigen oder sich zuerst abzusprechen. In dieser Hinsicht steigert die Selbstorganisation die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des gesamten Unternehmens und kann für einen Wettbewerbsvorteil sorgen.
    • Erfolg: Während herkömmliche Modelle und Ansätze vorsehen, dass Vorgesetzte kontrollieren, wie ihre Angestellten arbeiten, ändert sich diese Arbeitsweise mit agilem Management. Arbeitnehmer können sich in ihrer Arbeit verwirklichen und arbeiten auf einen gemeinsamen und vor allem direkten Erfolg hin. Da die Ergebnisse und Lösungen dem Mitarbeiter zugeschrieben werden können, erlebt dieser den Erfolg auch als persönlichen Gewinn. 

    Voraussetzungen für das agile Arbeiten im Unternehmen

    Die Realisierung einer sogenannten Holokratie (engl. Holocracy) im Unternehmen ist mit einigen Hürden verbunden und daher nicht für jedes Unternehmen sinnvoll: Neben Selbstorganisation und flexibler Rollenzuteilung können danach vor allem die hohe Komplexität und ständig variierende Strukturen zu einer verringerten Effektivität führen. Angesichts dieser negativen Aspekte und Hürden sollten Verantwortliche zunächst prüfen, ob die Firma die Voraussetzungen für einen holokratischen – also vollständig agilen – Aufbau und damit auch für eine selbstständige Organisation erfüllt. Im Folgendem werden die unerlässlichen Voraussetzungen für ein agiles Unternehmen erläutert.

    Agiles Arbeiten erfordert eine unternehmerische Transparenz

    Nach der Idee der Selbstorganisation sollten Mitarbeiter eigenständige Entscheidungen treffen und so in Zusammenarbeit oder unabhängig voneinander unternehmerisch vorgehen können. Um diese Vorstellung umsetzen zu können, brauchen Arbeitnehmer die nötigen Kenntnisse des Projektmanagements – über die Planung und die Fortschritte sowie den Zugang zu den erforderlichen Informationen. Aufgaben müssen klar zugeordnet werden, sodass jeder Mitarbeiter weiß, wer für welchen Bereich zuständig ist. In diesem Sinn stellen Regeln und die Transparenz der Abläufe die Grundlage für eine funktionierende Selbstorganisation im Unternehmen dar.

    Kommunikation ist das A und O beim agilen Arbeiten

    Eng mit der Transparenz eines Unternehmens verknüpft ist die Kommunikation unter Kollegen. Ein offener und effizienter Austausch unter den Mitarbeitern beziehungsweise in den einzelnen Projektteams ist die Voraussetzung für eine klare Verantwortungszuteilung und Organisation. Kommunizieren alle Beteiligten ehrlich miteinander, können sie Ziele, Probleme und Lösungsansätze einer Projektarbeit handlungsorientiert klären. Auf diese Weise können alle Teammitglieder eigenständig auf ihr persönliches Ziel hinarbeiten und gleichzeitig die Ziele des Projektteams im Blick behalten.

    Agile Teams müssen Eigenverantwortlichkeit zeigen

    Das Funktionieren der selbstorganisierten Arbeit steht und fällt mit der Position und Meinung der Arbeitnehmer. Diese müssen der Veränderung offen gegenüberstehen und die richtige Einstellung zeigen. Da das Leitbild der Selbstorganisation von Mitarbeitern verlangt, Verantwortung zu übernehmen und Eigenständigkeit zu beweisen, müssen die Angestellten daran auch Interesse haben.

    Agilität erfordert Teamarbeit und Vertrauen

    Selbstständigkeit erfordert die Fähigkeit, Probleme eigenständig zu lösen und auch mit Schwierigkeiten, zum Beispiel bei der Entwicklung eines Prototyps, umgehen zu können. Damit Arbeitnehmer den Wandel zur Selbstorganisation mitgehen, müssen sie auf die Anforderungen vorbereitet sein. Kollegen müssen sich aufeinander verlassen können, da sie auf die gegenseitige Unterstützung angewiesen sind. Nur, wenn sich Mitarbeiter vertrauen, kann die Arbeit im Team funktionieren.

    Offenes Feedback und Kritik gehört zum agilen Arbeiten dazu

    Abläufe funktionieren meist nicht von Beginn an reibungslos. Deshalb sollten Feedback und kontinuierliche Verbesserungen dabei helfen, das Vorgehen anzupassen und potenzielle Hürden zu überwinden. Durch die Auflösung der herkömmlichen Hierarchien ist es möglich, dass jeder Mitarbeiter seinem Kollegen gleichwertig Rückmeldung gibt. Die offene Kommunikation in Unternehmen fördert so auch die Optimierung der Ergebnisse sowie Produkte und ermöglicht es den Arbeitnehmern, ihr Potenzial auszuschöpfen.

    Immer mehr Arbeitgeber befürworten das agile Arbeiten. Dieses kann auch in hybrider Form also virtuell und vor Ort stattfinden.  ©  insta_photos l Adobe Stock

    Selbstorganisation und Agilität: Erste Schritte zur Verwirklichung

    Nachdem Zuständige eines Unternehmens den aktuellen Zustand erfasst und geklärt haben, wie die Zukunft der Firma aussehen soll, können sie weitere Schritte abwägen. Wie für jede Veränderung gilt: Radikaler Wandel wirkt sich häufig negativ auf die Arbeitsatmosphäre und die Produktivität eines Betriebes aus.

    Es ist deshalb ratsam, die Änderungen schrittweise und annähernd zu gestalten. Einige Bereiche sind womöglich geeigneter, selbstorganisiert und agil zu funktionieren als andere. Wenn die agile Organisation beispielsweise zunächst in einer Abteilung erfolgsversprechende Zwischenergebnisse erreicht hat, kann sich das Konzept weiterentwickeln und in der Firma verbreiten. Grundsätzlich sollten Verantwortliche dem Unternehmen keine neue Kultur oder neuen Werte aufzwingen, sondern diese am Arbeitsplatz wachsen lassen.

    Sinnvoll ist es daher, sich nicht nur mit der Funktionsweise agiler Arbeit auseinanderzusetzen, sondern vor allem auch Change-Prozesse in den Blick zu nehmen. Insbesondere Unternehmen, die eine längere Tradition haben, stehen hier vor der Herausforderung, Modernisierungen und zeitgemäße Strukturen so zu implementieren, dass diese von Beschäftigten und Führungskräften gleichermaßen positiv aufgenommen werden. Trotz der Umbrüche, die mit Veränderlichkeit, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität einhergehen, ist ein planvolles Vorgehen bei der Initiierung von Selbstorganisation im Unternehmen Pflicht.

    Holocracy: Ziehen Sie die Personalabteilung mit ein

    Denn gerade in einer traditionellen Unternehmenskultur können Sie nicht von heute auf morgen den Schalter auf „agil“ umlegen. Das könnte unter Umständen Ihre Mitarbeiter verunsichern. Sinnvoller ist es daher, Ihre Personalabteilung mit in diesen Prozess einzubeziehen. Die Personalabteilung kann mit gutem Beispiel vorangehen und agile Arbeitsmethoden Schritt für Schritt einführen, um bestehende Strukturen und die Beschäftigten nicht zu sehr zu belasten.

    Überfordern sollten Sie Ihre Mitarbeiter dabei jedoch nicht. Wer seit Jahrzehnten die hierarchischen Rollenbilder der Führungskräfte gewohnt ist, muss langsam an agile Methoden und die neuen Werte herangeführt werden. Die Personalabteilung kann hier vor allem als Berater gute Dienste leisten, um schließlich schrittweise dem Ziel einer agilen Organisation immer näher zu kommen

    Einsatz von agilen Methoden zur Optimierung von Projekten

    Der Einsatz von agilen Methoden und Techniken ist für proaktive Unternehmen, die flexibel auf unerwartete Veränderungen reagieren möchten, essenziell. Denn agile Methoden wie zum Beispiel Scrum, Kanban oder auch Design Thinking und OKR dienen innerhalb eines Projektes dazu, auf plötzlich auftretende Abweichungen und sich stetig verändernde Anforderungen flexibel zu reagieren.

    Arbeitsmethode aus der Softwareentwicklung: Scrum

    Die agile Methode Scrum stammt ursprünglich aus der Softwareentwicklung und wird zunehmend auch im Projektmanagement sowie der Produktentwicklung eingesetzt. Im Gegensatz zu klassischen Projektmethoden macht Scrum Projekte agil. Das bedeutet, dass es bei Scrum keinen einzelnen Teamleiter gibt, der die Aufgaben an die Mitarbeiter verteilt. Stattdessen arbeitet das gesamte Scrum-Team selbstorganisiert. Dafür übernehmen die Teammitglieder je eine dieser Rolle:

    1. Der Product Owner: Diese Scrum-Rolle liefert die erforderlichen Anforderungen an das Projekt, welche in Rücksprache mit den Stakeholdern erstellt und immer wieder ausgebessert werden. Diese Anforderungen werden in einem Anforderungskatalog, dem sogenannten Product Backlog, zusammengetragen.
    2. Der Scrum Master: Als Vermittler zwischen dem Product Owner sowie dem Development Team ist der Scrum Master vor allem für die Kontrolle und Transparenz des Scrum Prozesses verantwortlich. Allerdings fungiert der Scrum Master nicht als führende Leitperson des Projektes. Vielmehr unterstützt er das Entwicklerteam bei Hindernissen sowie internen Teamkonflikten als Coach.
    3. Development Team: Das Entwicklerteam ist für die Umsetzung des Product Backlogs verantwortlich. Jedes Mitglied übernimmt dabei eine selbst gewählte Aufgabe und arbeitet eigenverantwortlich sowie selbstorganisiert.

    Der Scrum Prozess ist zyklisch und beginnt stets mit einer neuen Anforderung aus dem Product Backlog. Die Anforderungen werden in der Regel in sogenannte User Stories übertragen, um die jeweilige Anforderung zu spezifizieren. Die gewählten User Stories werden daraufhin in den Sprint Backlog aufgenommen. Dieser gibt die anstehenden Aufgaben für diese Anforderung vor und wird nach jedem Sprint des Entwicklerteams aktualisiert. Im Rahmen vom Sprint Planning, einer Zusammenkunft aller Scrum-Beteiligten, wird das Sprint Ziel definiert. Nach dem ersten Sprint folgt die Sprint-Review, bei der die Ergebnisse mit dem zuvor gesetzten Sprint des Vorgehens Arbeitsweise sowie zur Identifikation potenzieller Verbesserungschancen zur Optimierung des Sprints.

    Eine weitere beliebte agile Arbeitsmethode: Kanban

    Neben Scrum zählt auch Kanban zu eine der erfolgreichsten und beliebtesten agilen Arbeitsmethoden. Mithilfe von Kanban wird der Entwicklungsprozess eines Produktes oder Projektes durch eine erhöhte Transparenz sowie Feedbackschleifen optimiert. Das Ziel ist ein effizienter Workflow, der zu einem optimalen Ergebnis führt.

    Laut David Anderson umfasst Kanban sechs Kernpraktiken:

    1. Die Visualisierung des Arbeitsflusses, zum Beispiel mit einem Kanban-Board.
    2. Die Limitierung laufender Arbeitsprozesse.
    3. Die Messung und Steuerung der Arbeitsprozesse.
    4. Transparenz und Kommunikation von eindeutigen Prozessregeln und -richtlinien.
    5. Regelmäßige Feedbackschleifen.
    6. Der Einsatz von Modellen zur Optimierung des Arbeitsprozesses.

    Durch die sechs Kernpraktiken von Kanban wird ein laufendes Projekt transparenter und kontinuierlich verbessert. Das Ergebnis beziehungsweise das entwickelte Produkt wird durch die regelmäßigen Feedbackschleifen somit stetig optimiert.

    Agile Personalarbeit zur Förderung der Selbstorganisation im Unternehmen

    Agiles Arbeiten erfreut sich vor allem in der IT-Branche großer Beliebtheit. Doch auch in der Personal- und HR-Abteilung werden agile Methoden immer wichtiger, um die Agilität und die Prinzipien der Selbstorganisation im Unternehmen voranzutreiben.

    Dabei verfolgt die agile Personalarbeit klare Ziele:

    • Lösung von starren Rollen: Wer streng hierarchische Strukturen auflöst, schafft mehr Platz für offene Kommunikation und Feedback. Mitarbeiter können somit stärker in die Personalplanung einbezogen werden.
    • Förderung der Selbstständigkeit der Mitarbeiter: Wenn Beschäftigte eigenverantwortlich arbeiten, hat dies gleich zwei Vorteile. Die Führungskraft wird entlastet und der Mitarbeiter kann sich stärker mit seiner Tätigkeit identifizieren, was schlussendlich auch motivationsfördernd wirkt.
    • Förderung der Flexibilität und Beweglichkeit: Agile Personalarbeit zielt darauf ab, die Fähigkeit und auch die Bereitschaft der Führungskräfte und Mitarbeiter, sich auf Veränderungen einstellen zu können, zu fördern.

    Eine agile Personalabteilung löst also verkrustete Strukturen in teils traditionellen Unternehmenskulturen auf und setzt sich für die Selbstständigkeit der Mitarbeiter ein. Dabei fungiert die HR-Abteilung im Rahmen der agilen Personalarbeit als Bindeglied zwischen der Führung und der Belegschaft und tritt hierbei als Vermittler und Berater auf.

    Die Beratungsthemen sind vielfältig und abwechslungsreich. Von konkretem Input rund um die Gestaltung von Arbeitsraum und Arbeitsplatz bis hin zur Ausgestaltung des Arbeitsalltags gibt es zahlreiche Themen und Aspekte, in denen Personaler beraten können.

    Gerade Führungskräfte stehen bei der Beratungstätigkeit der Personalabteilung im Zentrum des Interesses. Denn: Die Führung kann eine agile Organisation maßgeblich voranbringen, sie im Zweifel jedoch auch bremsen. Führungskräftetrainings bieten hier einen ersten Ansatzpunkt, um die agile Denkweise in der Führungsetage zu etablieren.

    Das Stichwort lautet hier „Führen durch Vorbild“ – in agilen Betrieben muss Führung neu gedacht werden. Hierarchisch geprägte Rollenverständnisse sind nicht zielführend, wenn die Beschäftigten in den Teams später eigenverantwortlich arbeiten sollen. Vielmehr steckt die Führungskraft den Rahmen, sie begleitet ihr Team, erkennt Kompetenzen und fördert diese gezielt.

    Agilität durch Maßnahmen der Personalentwicklung steigern

    Neben der Beratungsfunktion ist die agile HR allerdings auch für die Personalentwicklung, die Personalorganisation, die Personalplanung und die Personalauswahl verantwortlich. Im Rahmen der Personalentwicklung sind folgende Maßnahmen zur Steigerung der Agilität sinnvoll:

    • Mitwirkung ermöglichen: Entwickelt die Personalabteilung zusammen mit den Beschäftigten ein Weiterbildungsangebot, wird das Umfeld bereits in die Ausgestaltung miteinbezogen – was zu einem langfristigen Lernerfolg beiträgt.
    • Agiles Lernen: Mitarbeiter sollen die Möglichkeit bekommen, individuell auf sie abgestimmte (E-)Learning-Angebote wahrnehmen zu können. Auch hierbei muss der einzelne Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen: Welche zeitlichen, räumlichen und inhaltlichen Bedürfnisse hat der Lerner? On-demand-Lernmaterialien, also beispielsweise bereitstehende Video-Tutorials, können die kurzfristige (Weiter-)Bildung ermöglichen, was ebenfalls als agil einzustufen ist.

    Letztlich hängt die Umsetzung der Selbstorganisation durch die agile Personalarbeit jedoch von der gesamten Firmenstruktur ab – und maßgeblich von den Beschäftigten selbst. Sie müssen in letzter Instanz agile Strukturen im Arbeitsalltag akzeptieren, annehmen und schließlich umsetzen.

    FAQ: Antworten auf die häufigsten Fragen zum agilen Arbeiten

    Was ist agiles Arbeiten?

    Unter agilem Arbeiten (Holocracy) wird eine Arbeitsweise verstanden, die sich durch eine hohe Flexibilität, Beweglichkeit, Anpassungsfähigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und proaktivem Handeln auszeichnet. Unternehmen und Team, die agil arbeiten, können schnell und flexibel auf unerwartete Veränderungen sowie neuartige Anforderungen der Umwelt reagieren.

    Was bringt agiles Arbeiten?

    Agiles Arbeiten bietet sowohl dem Unternehmen selbst als auch jedem einzelnen Mitarbeiter klare Vorteile. Durch die Selbstbestimmung und die Möglichkeit der Selbstverwirklichung sind Mitarbeiter nicht nur motivierter, sondern auch leistungsfähiger. Zugleich profitieren Unternehmen und Arbeitgeber von innovativen Arbeits- und Projektergebnissen und somit von einem Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz.