Autoritärer Führungsstil: Noch zeitgemäß?

Autoritärer Führungsstil: Noch zeitgemäß?

Eine Möglichkeit, Unternehmen zu führen, ist der autokratische Führungsstil, der autoritärer Führungsstil genannt wird. Hier stehen die alleinigen Machtbefugnisse und die Gesamtverantwortung an oberster Stelle beim Chef des Unternehmens.

Eine Möglichkeit Unternehmen zu führen, ist der autoritäre Führungsstil – auch als autokratischer Führungsstil bekannt. Hier stehen die alleinigen Machtbefugnisse und die Verantwortung an oberster Stelle beim Chef des Unternehmens. Das Mitspracherecht der Mitarbeiter ist dabei stark eingeschränkt. Immer öfter kommt daher die Frage auf, wie sich der autoritäre Führungsstil auf die Motivation der Arbeitnehmer auswirkt und ob diese Art der Mitarbeiterführung noch zeitgemäß ist.

    Autoritärer Führungsstil: Was sind die Merkmale?

    Der autoritäre Führungsstil zeichnet sich dadurch aus, dass eine Führungskraft genaue Anweisungen gibt und Mitarbeiterergebnisse engmaschig kontrolliert. Es gibt für Unternehmensprozesse einen klaren Regelkatalog, gespickt mit Anweisungen, der den gesamten Arbeitsablauf im Sinne einer direktiven Führung bestimmt. Geschichtlich geht das Prinzip der autoritären Führung auf Frederick Winslow Taylor zurück.

    Je nach Situation und Arbeitsprozess können auf diese Weise sehr schnell Entscheidungen gefällt werden, liegt die Entscheidungsgewalt doch einzig und allein bei der Führungsperson. Die Mitarbeiter haben wiederum geringe Möglichkeiten, sich durch Ideen und Kreativität im Arbeitsalltag einzubringen. Von ihnen wird erwartet, dass sie die Regeln und Aufgaben in jedem Fall bis ins Detail erfüllen. Das kann die Motivation der Mitarbeiter dämpfen.

    Autoritäre Führung: Hierarchiegefälle zwischen Vorgesetzten und Arbeitnehmern

    Im Prinzip ist ein autoritärer Führungsstil durch bestimmte Charaktereigenschaften und Merkmale zu definieren. Eine der wichtigsten Charakteristiken ist ein klarer Regelkatalog, gespickt mit Anweisungen, die den gesamten A

    Bei einer autoritären Führung bündeln sich die meisten Informationen auf der Führungsebene – Arbeitnehmer haben nur eingeschränkten Zugriff darauf. Vielmehr delegiert die Führungskraft die anfallenden Aufgaben und erhält so die Entscheidungsgewalt über das gesamte Unternehmen. 

    Das Basiskonzept beim autoritären Führungsverhalten geht auf Befehle und Kontrolle zurück. Demzufolge verlaufen die Entscheidungsprozesse von oben nach unten. Kritik oder Gegenargumente von Mitarbeitern erhalten keinen Platz. Daraus folgt eine strikte Trennung von „Untergebenen“ und Führungskräften – das Resultat ist das Gegenteil einer flachen Hierarchie. Daher ist hin und wieder auch die Rede von einem hierarchischen Führungsstil.

    Diese Art der Führung sorgt für eine gewisse Distanz zwischen der Führungskraft und den Mitarbeitern, denn diese werden bei der Entscheidungsfindung kaum miteinbezogen. Handlungsspielräume und Entwicklungspotenziale sind im autoritären Führungsstil durch die stetige Kontrolle bei der Arbeit stark eingeschränkt.

    Autoritärer Führungsstil: Was sind die Vorteile der hierarchischen Führung?

    Auch wenn der autoritäre Führungsstil heutzutage oft als nicht mehr zeitgemäß betrachtet wird, bringt er doch einige Vorteile mit sich. Denn die klaren Ansagen der Vorgesetzten führen oft zu zielgerichteten Ergebnissen. Die Vorteile einer autoritären Führung im Überblick:

    • eindeutige Verantwortlichkeit
    • Zuständigkeiten sind klar geregelt
    • Autorität der Führungsperson wird nicht infrage gestellt
    • schnelle Entscheidungen anstatt vieler Gespräche und Diskussionen
    • Führungskraft ist über alle Vorkommnisse im Unternehmen informiert

    Gerade in Krisensituationen und bei Konflikten zeigen sich Potenziale und Reserven des autoritären Führungsstils. In diesem Fall geht es in erster Linie um entschlossenes Handeln abseits von Diskussionen und Kompromissen. Eine Führungsperson, die klare Anweisungen gibt, ist in einer solchen Situation von Vorteil.

    Ein autokratischer Führungsstil kommt daher oft als Notfalllösung oder in Ausnahmesituationen zum Einsatz und nicht als Universallösung für aufstrebende Unternehmen.

    Autoritäre Führung: In ausgewählten Branchen unverzichtbar

    Dennoch gibt es einige Branchen, in denen ein autoritärer Führungsstil bei der Arbeit unablässig ist. Das betrifft zum Beispiel folgende Arbeitsfelder:

    • Polizei
    • Rettungswesen
    • Feuerwehr
    • Militär

    Die jeweiligen Angestellten müssen nach einem festgesetzten Konzept agieren, da sie sich oftmals in Krisensituationen befinden. Hier sind schnelle Entscheidungen von Vorgesetzten gefragt, die unbedingt und bis ins Detail von jedem Teammitglied zu befolgen sind.

    Individuelle Denkanstöße und Diskussionen wären unangebracht. Sie brauchen zu viel Zeit und würden fatale Folgen nach sich ziehen. Nicht auszumalen, was passiert, wenn im Polizeieinsatz ein Mitarbeiter eigenständig die falsche Entscheidung trifft und damit das Leben anderer aufs Spiel setzt. In Branchen, die mit wichtigen Sicherheitsfragen konfrontiert sind, ist ein autoritärer Führungsstil daher weit verbreitet und durchaus zielführend.

    Niedrige Motivation und Fehlentscheidungen: Das sind die Nachteile des autoritären Führungsstils

    In modernen Unternehmen überwiegen hingegen oft die Nachteile eines autoritären Führungsverhaltens. Denn die Mitarbeiter fühlen sich oft nicht als wertvolle Teammitglieder, da ihre Meinung nur selten eingeholt wird. Niedrige Mitarbeiterzufriedenheit und eine steigende Mitarbeiterfluktuation sind die Folgen. 
    Es besteht auch die Gefahr, das Potenzial der Arbeitnehmer zu übersehen. Kreativität und selbstständige Denkanstöße finden bei einer autoritären Führung nur selten Platz. Doch gerade diese Faktoren bieten wertvollen neuen Input für ein Unternehmen. Setzt der Chef immer nur auf seine eigenen Ideen, können sich Fehlentscheidungen in den Arbeitsalltag einschleichen und Innovationen zu kurz kommen.

    Trägt die Führungskraft allein die gesamte Entscheidungsgewalt, kommt es außerdem zu Problemen in ihrer Abwesenheit. Vor allem bei unerwarteten Berufsausfällen des Chefs können nahezu chaotische Zustände in einem Unternehmen entstehen. Die Mitarbeiter sind es einfach nicht gewohnt, ihre Aufgaben selbstständig zu organisieren.

    Wie relevant ist der autoritäre Führungsstil heute?

    Diese Nachteile der autoritären Führung resultieren darin, dass der Führungsstil immer mehr an Bedeutung verliert. Aufstrebende Start-ups und Agenturen möchten soziale Verbindungen in jeder Abteilung aufbauen und sich als Team wahrnehmen, um das Maximum aus einem Unternehmen herauszuholen. 

    Autoritär und dominant möchten da die wenigsten Vorgesetzten auftreten. Sie respektieren jeden Mitarbeiter als Individuum und fokussieren sich auf dessen Kernkompetenzen und Vorteile. Ein Angestellter wird sich wohl nur dann in ein Team einbringen, wenn er das Gefühl hat, im Unternehmen eine wichtige Rolle zu spielen. Bleiben seine Wünsche, Ideen oder Denkanstöße ungehört, wird er sie zukünftig auch für sich behalten und nicht gewinnbringend für den Betrieb einsetzen.

    Doch im Sinne der situativen Führung gibt es durchaus Ereignisse, die einen autoritären Führungsstil erfordern. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, dass eine Führungsperson als Autorität auftritt. In Ausnahmesituationen braucht es Klarheit und Struktur. Lange Mitarbeiterdiskussionen und Rücksichtnahme auf individuelle Bedürfnisse sind dann einfach nicht mehr möglich. Je nach Situation kann eine autoritäre Führung daher selbst heutzutage noch äußerst relevant sein.

    Autoritäre Führung im Vergleich mit anderen Führungsstilen

    Um eine situationsangemessene Führung bieten zu können, ist es wichtig, dass sich Vorgesetzte mit den verschiedenen Führungsstilen auseinandersetzen. Denn wie bereits erwähnt, muss es nicht immer eine „Entweder-oder-Entscheidung“ sein – auch ein situationsangepasster Mix aus verschiedenen Führungswerten ist möglich.

    Kooperative Führung als Gegenstück zum autoritären Stil

    Das Gegenteil des autoritären Verhaltens ist eindeutig der kooperative Führungsstil, der es auf Transparenz und eine offene Kommunikation anlegt. Hier liegt das Hauptaugenmerk auf der Diskussion und der gemeinsamen Entscheidungsfindung. Diese kostet oftmals mehr Zeit, bringt aber für jeden Einzelnen im Endeffekt eine Lösung, die eine breite Zustimmung erfährt. 

    Anders als beim autoritären Führungsstil trifft die Führungskraft Entscheidungen also nicht allein, sondern in Kooperation mit den Mitarbeitern. Empathie und Anerkennung ersetzen Werte wie Autorität und Gehorsam. Das Ziel ist ein „Followership“, bei dem alle Mitarbeiter ihre Stärken einbringen und so den Erfolg des Unternehmens mittragen. 

    Laissez-faire-Führungsstil: Lockere Hand statt strikten Regimentes

    Auch der Laissez-faire-Führungsstil steht in einem starken Kontrast zur autoritären Führung. Denn dieser setzt vor allem auf Kollaboration und Selbstkontrolle. Die Arbeitnehmer erhalten viele Freiheiten und Mitspracherecht. Damit das Arbeiten so gelingt, sind eine hohe Mitarbeitermotivation, Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein seitens der Teammitglieder vonnöten.

    Die Einbindung der Kollegen kann hierbei sogar so weit gehen, dass sie auch Führungsverantwortung übernehmen. Ist dies der Fall, ist die Rede von einem „Shared Leadership“.

    Humanistische Führungskultur: Der Mitarbeiter als Mensch mit Bedürfnissen

    Beim autoritäreren Führungsstil steht die Führungskraft im Mittelpunkt aller unternehmerischen Entscheidungen. Anders verhält es sich beim humanistischen Führungsstil: Hier stehen die Menschen – also sowohl Mitarbeiter als auch Kunden – im Zentrum. Bei dieser Art der Führung erhalten die Kompetenzen, Bedürfnisse und Wünsche aller Teammitglieder einen ganz besonderen Stellenwert. Demut und Respekt voreinander sind unverzichtbare Bestandteile dieser Führungskultur.

    Autoritäre Führung ist nur noch in ausgewählten Situationen zeitgemäß

    Der autoritäre Führungsstil blickt auf eine lange Vergangenheit zurück. War es im letzten Jahrhundert noch selbstverständlich, dass Führungspersonen als Autoritäten auftreten, wird diese Tatsache heute immer mehr hinterfragt. Zu groß ist der Wunsch der Mitarbeiter nach Mitbestimmung und Selbstständigkeit. 

    Doch gerade in Krisensituationen und in ausgewählten Branchen ist eine autoritäre Führung durchaus zielführend. Denn diese ermöglicht den Vorgesetzten, schnelle Entscheidungen zu treffen, die ohne Diskussionen umgesetzt werden. Das ist gerade dann wichtig, wenn es um Sicherheitsfragen geht (wie beispielsweise bei der Polizei) oder Ausnahmesituationen klare Entscheidungen fordern. Dennoch tritt der autoritäre Führungsstil zugunsten anderer Führungskulturen, die mehr Mitarbeiterorientierung aufweisen, immer weiter zurück.

    FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema werden beantwortet

    Was ist der autoritäre Führungsstil?

    Die Entscheidungsmacht liegt beim Vorgesetzten. Mitarbeiter haben nur wenig Mitspracherecht. Sie sollen die Regeln im Unternehmen befolgen und ihre Aufgaben erfüllen.

    Welche Vorteile hat der autoritäre Führunsstil?

    Die Verantwortungsbereiche sind klar geregelt. Dadurch können Entscheidungen schnell getroffen werden und alle Arbeitsabläufe finden kontrolliert statt.

    Welche Nachteile bringt der autokratische Führungsstil mit sich?

    Ist die Führungsperson des Unternehmens verhindert, können keine Entscheidungen getroffen werden. Außerdem finden Anmerkungen von Mitarbeitern kein Gehör und die Mitarbeitermotivation sinkt. Zudem herrschen Distanz und nur wenig Vertrauen zwischen Mitarbeitern und Vorgesetztem.

    Autor: Redaktion Personalwissen