Belastbarkeit steigern: Wie können Ihre Mitarbeiter resilienter werden?

Belastbarkeit steigern: Wie können Ihre Mitarbeiter resilienter werden?

Belastbarkeit, auch Resilienz genannt, gehört zu den Soft Skills, die Sie sich als Personalentscheider von Ihren Mitarbeitern wünschen. Schließlich wird heute so stark wie nie zuvor von Angestellten gefordert, sich permanent an neue Situationen anzupassen.

Doch nicht jeder Angestellte schafft es, Druck auszugleichen und dabei auch noch flexibel und standhaft zu bleiben. Die Folge sind überforderte Mitarbeiter, die nicht selten geradewegs in den Burn-Out schlittern. Ein wesentlicher Faktor für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist die persönliche Fähigkeit eines Mitarbeiters, auf Dauer mit belastenden Situationen und Krisen umzugehen.

In diesem Artikel erfahren Sie, warum einige Menschen resilienter (belastbarer) sind als andere und mit welchen Strategien Sie die Belastbarkeit Ihrer Mitarbeiter steigern können.

    Der belastbare Mitarbeiter – Wunschtraum eines jeden Personalers

    Sie haben diese Situation wahrscheinlich schon unzählige Male erlebt: Im Bewerbungsgespräch sitzt Ihnen ein Kandidat gegenüber, der Ihnen erklärt, sehr belastbar zu sein. Sie schließen daraus, dass derjenige auch unter Stress zur Hochform aufläuft und ihm Überstunden nichts ausmachen. Stehen Veränderungen im Unternehmen an, gehen Sie davon aus, dass der Bewerber in der Lage ist, diese mit Bravour zu meistern. Ein klarer Vorteil für Sie – aber auch den Kandidaten. Denn dieser weiß, dass er mit dem Schlagwort Belastbarkeit die richtige Saite in Ihnen zum Klingen bringt.

    Belastbarkeit – was bedeutet das wirklich?

    Dabei wird Belastbarkeit ziemlich oft missverstanden. Es geht eben nicht nur darum, einem Mitarbeiter einen Aktenberg auf den Schreibtisch zu legen und zu sehen, wie er sich freudig an die Arbeit macht. Belastbarkeit dokumentiert sich zunächst im korrekten Umgang mit Stress. Das bedeutet, den Druck im Job nicht einfach nur zu ertragen. Ein Mitarbeiter, der belastbar ist oder bei dem es gelungen ist, die Belastbarkeit zu steigern, kennt die Bedeutung seines Jobs, aber auch seine Grenzen. In der Freizeit sorgt er gezielt für Ausgleich. Rückschläge empfindet er nicht als Misserfolg, sondern als Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. Selbst wenn es auf diesem Weg Widerstände gibt, wird er alles daran setzen, diese zu überwinden.

    Warum sind manche Menschen belastbarer als andere?

    Grundsätzlich kommt der Mensch bereits belastbar auf die Welt. Das wird schon daran deutlich, dass der Körper ständig Nervenbahnen entwickelt und Verhalten erlernt, das im Laufe der Kindheit benötigt wird. In den ersten Lebensjahren werden so immer weiter Grundsteine für Belastbarkeit gelegt. Besonders entscheidend ist der Umgang im Elternhaus und eine Atmosphäre aus liebevollem Halt und gezielter Förderung. So bilden sich persönliche Resilienzfaktoren, wie eine angemessene Selbst- und Fremdwahrnehmung und Kompetenzen zur Problemlösung. Nebenbei entwickelt sich die Fähigkeit, Aufgaben angemessen zu bewältigen. Die zentrale Frage lautet: Was bin ich imstande zu leisten und wo benötige ich Unterstützung?

    Belastbarkeit – aus einer wissenschaftlichen Perspektive

    Schon seit einigen Jahrzehnten beschäftigt sich die Forschung damit, wie Mitarbeiter Stress abbauen und ihre Belastbarkeit steigern können. Bezüglich Stressverarbeitung und Stressfähigkeit gibt es unterschiedliche Ansätze. Wissenschaftler stimmen jedoch darin überein, dass Belastbarkeit nicht nur von einer Person selbst abhängt. Es spielen auch Faktoren wie der Bildungsstand, soziales Umfeld, emotionale und soziale Intelligenz, Beziehungsfähigkeit, Impulskontrolle und Selbstbewusstsein eine Rolle. Defizite in bestimmten Bereichen lassen sich durch gezieltes Training auflösen, um die Belastbarkeit zu steigern.

    Belastende Faktoren

    Der immer komplexer werdende Alltag verlangt selbst von robusten Naturen, die Belastbarkeit zu steigern. Doch welche Faktoren wirken sich im Job negativ auf die Resilienz aus?

    • permanenter Leistungsdruck
    • hohe Anzahl an Überstunden
    • andauernde Erreichbarkeit
    • ständiges Multitasking
    • Mobbing

    Hinzu kommen Faktoren im Privatleben:

    • finanzielle Sorgen
    • keine oder nur oberflächliche soziale Kontakte
    • gesellschaftliche oder politische Unsicherheiten
    • Lärmbelastung oder Umweltgifte in der Umgebung
    • Scheidung oder Tod des Partners oder anderer nahestehender Personen

    Wie Chefs die Belastbarkeit verringern

    Bevor es darum geht, die Belastbarkeit der Mitarbeiter zu steigern, müssen Führungskraft oft selbst den unangenehmen Blick in den Spiegel wagen. Denn oft sind es Kleinigkeiten, die am Arbeitsplatz dazu beitragen können, die Belastbarkeit zu steigern.

    Wenn Kommunikation und Informationsfluss im Unternehmen nicht stimmen, führt das zu Stress. Mitarbeiter unter Druck zu setzen, einen lauten und rüden Umgangston zu pflegen oder gar noch Teammitglieder gegeneinander auszuspielen, lässt die Leistungen aller Beteiligten in den Keller sacken. Unrealistische Deadlines in Verbindung mit unklaren Ansagen bringen selbst Ausgeglichene ins Rotieren. Im kalten Wasser lernt nicht jeder schwimmen.

    Tipp: Entdecken Sie einen dieser Züge an sich, können Sie durch eine Verhaltensänderung dazu beitragen, bei anderen Mitarbeitern die Belastbarkeit zu steigern.

    Wie Mitarbeiter die Belastbarkeit steigern können

    Menschen, die man als belastbar bezeichnen kann, haben grundsätzlich bestimmte Charaktereigenschaften, die Sie von weniger belastbaren Menschen unterscheiden:

    • Durchhaltevermögen: Manchmal wird schon aufgegeben, bevor das Beste zur Bewältigung einer Aufgabe gegeben wurde. Hier ist Kampfgeist gefragt, um gesteckte Ziele zu erreichen.
    • Selbstvertrauen: Wer sich einredet, die an ihn gestellten Aufgabe nicht erledigen zu können, schafft sie auch nicht. Ein Aufbau des Selbstbewusstseins hilft, Druck besser auszuhalten.
    • Mentale Stärke: Der Aufbau mentaler Stärke hilft, aus Fehlern zu lernen und sie nicht als existenzielle Bedrohung zu sehen.
    • Gelassenheit: Die Dinge zu nehmen, wie sie kommen, erhöht die Stressresistenz.
    • Wachstum: Eine Herausforderung als Chance und nicht als Belastung zu sehen, erhöht die Resilienz.

    Diese Charaktereigenschaften bilden sich in den meisten Fällen mit dem Erleben von Erfahrungen. Im Arbeitsumfeld bedeutet dies, dass Mitarbeiter an Ihren Aufgaben wachsen. Dazu kommt es jedoch nur, wenn die Arbeitsleistung mit Erfolgen für den Mitarbeiter entlohnt wird.

    Was Führungskräfte konkret tun können

    Um Mitarbeitern die nötige Sicherheit an die Hand zu geben, damit sie belastbarer werden, können Entscheider selbst einiges tun. Es liegt in ihrer Verantwortung, das Arbeitsumfeld so zu gestalten, dass der Mitarbeiter seinen Aufgaben mit Erfolg nachkommen kann. Wird der Mitarbeiter jedoch von Arbeit erdrückt oder kann sich nicht entwickeln, macht sich das auch in der Belastbarkeit erkenntlich.

    Mitarbeiter mit geringem Selbstbewusstsein werden oft von Panik und Bedenken aus der Bahn geworfen. Ein Seminar zum Thema Achtsamkeitstraining im Unternehmen kann ebenfalls helfen, die Selbststeuerung des Einzelnen in Richtung erhöhter Resilienz zu entwickeln. Konsequent angewendet, kann damit jeder lernen, eine höhere Belastbarkeit aufzubauen.

    Tipp: Auch Yoga, die progressive Muskelrelaxation nach Jacobs, autogenes Training, Sport oder Strategien aus dem NLP (Neurolinguistische Programmierung) haben sich als hilfreich erwiesen. Diese Techniken helfen dabei, Stress auslösende Faktoren frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen. Diese Möglichkeiten lassen sich in ein betriebliches Gesundheitsmanagement integrieren.

    Fazit: Nicht jede Persönlichkeit kann komplett umgekrempelt werden. Jedoch lässt sich individuell ein besserer Umgang mit Stresssituationen durch gezieltes Training erzielen. Klar ist aber auch: Ist die Arbeitslast nicht nur subjektiv betrachtet auf Dauer zu hoch, kann von einem Mitarbeiter nicht gefordert werden, seine Belastungsgrenze auszudehnen. Alles in allem sollte sich auch Ihr Unternehmen in die Pflicht nehmen, die entsprechenden Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit Mitarbeiter an ihren Aufgaben wachsten können, und so belastbarer werden.

    Autor: Redaktion Personalwissen