Flexible Arbeitszeitmodelle: Bedeutung und Möglichkeiten

Flexible Arbeitszeitmodelle: Bedeutung und Möglichkeiten

Fast 20 Prozent der Beschäftigten steht es offen, flexible Arbeitszeitmodelle in Anspruch zu nehmen – und diese Zahl steigt von Jahr zu Jahr. Denn: Flexible Arbeitszeitmodelle werden immer beliebter.

Egal ob Teilzeit, Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit: Die Auswirkungen der demografischen Entwicklung, der Globalisierung und der Digitalisierung führen dazu, dass immer mehr Menschen ihre Arbeitszeit variabel gestalten möchten.

Doch was gilt es, als Personaler zu beachten? Wichtige Aspekte rund um flexible Arbeitszeiten, mögliche Modelle und die Umsetzung lesen Sie in diesem Blogbeitrag.

    Was sind flexible Arbeitszeitmodelle?

    Wie lange und wann gearbeitet werden darf, klärt das Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Der Gesetzestext, der einen Rahmen zu möglichen Arbeitszeiten vorgibt, hat zum Ziel, die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der deutschen Arbeitnehmer zu gewährleisten. Gleichzeitig sollen der Sonntag und andere gesetzliche Feiertage als arbeitsfreie Tage geschützt werden.

    Alle möglichen Arbeitszeitmodelle haben eine Sache gemein, die im ArbZG festgeschrieben ist: Es sollte bzw. darf nicht länger als acht – höchstens aber zehn – Stunden am Tag gearbeitet werden.

    Wie diese acht oder zehn Stunden im Endeffekt aufgeteilt werden, wird den Arbeitnehmern und Arbeitgebern überlassen. Wichtig ist nur, dass gesetzliche Vorschriften und Pausenzeiten sowie die Höchstarbeitsdauer eingehalten werden. Unter flexibler Arbeitszeit wird deshalb gemeinhin die Wahl des Umfangs und der Arbeitszeitverteilung von Arbeitgeber- oder Arbeitnehmerseite verstanden.

    Das bedeutet, dass flexible Arbeitszeitmodelle nicht einfach von den normalen Arbeitszeiten abweichen, sondern dass sie an den Bedarf und die Wünsche des Betriebs und der Mitarbeiter angepasst werden können.

    Flexible Arbeitszeiten: Deshalb sind sie so wichtig

    Flexibilität wird für Unternehmen in der heutigen Zeit immer wichtiger: Es gilt, den Markt stetig zu beobachten, und – wenn nötig – schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Doch nicht nur für Betriebe ist Flexibilität ein wichtiges Gut – auch die Mitarbeiter haben heutzutage oftmals den Wunsch, ihren Tag frei zu gestalten.

    Aspekte, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder eine lebenswerte Work-Life-Balance, sind nur einige Gründe, weshalb flexible Arbeitszeitmodelle zunehmend an Beliebtheit gewinnen.

    Doch wieso sind flexible Arbeitszeitmodelle so wichtig und welche Vorteile haben sie für Arbeitgeber?

    • Erhöhung der Unternehmensattraktivität: Der oft genannte Fachkräftemangel führt dazu, dass Bewerber eine genaue Vorstellung davon haben, wie ihre zukünftige Arbeitsstelle aussehen sollte. Dabei spielt nicht nur das Gehalt eine große Rolle: Die Freiheit, die eigene Zeitplanung selbst gestalten zu können, ist für viele ein wichtiges Kriterium, wenn es um die Wahl des Arbeitsplatzes geht.
    • Umgang mit konjunkturellen Schwankungen: Flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen es Unternehmen, ihre Mitarbeiter flexibel einzusetzen zu können. Falls es zu konjunkturellen Schwankungen kommt, können Sie so Leerstunden mithilfe des Freizeitausgleichs des Personals vermeiden.
    • Weniger Fluktuation: Mitarbeiter, die ihre Arbeitszeit flexibel gestalten können, sind oftmals gesünder und glücklicher, denn: Sie fühlen sich durch die eigene Zeitsouveränität wertgeschätzt und identifizieren sich so mehr mit ihrem Unternehmen. Dadurch wechseln Mitarbeiter seltener ihre Arbeitsstelle, wodurch sich Unternehmen zusätzlichen Aufwand für eine Neuanstellung sparen können.
    • Flexible Produktions- und Öffnungszeiten: Wenn sich das Personal bei der Zeiteinteilung absprechen darf, hat es auch für die Unternehmen einen Mehrwert: Falls Bedarf besteht, gibt es die Möglichkeit, Produktions- und sonstige Arbeitszeiten zu verändern.

    Welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es?

    Es werden grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Arbeitszeitmodellen unterschieden: Die Modelle der ersten Gruppe dienen als Flexibilisierungsmöglichkeiten für die Belegschaft und die Modelle der zweiten Gruppe decken die Flexibilitätsanforderungen des Unternehmens ab.

    Zu den Flexibilisierungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter zählen folgende Zeitmodelle:

    • Teilzeit
    • Jobsharing
    • Gleitzeit
    • Vertrauensarbeitszeit

    Die Flexibilitätsanforderungen des Betriebs können durch diese Modelle abgedeckt werden:

    • Kurzarbeit
    • Mehrarbeit
    • Nacht- und Schichtarbeit
    • Bereitschaftsdienst

    Praxisbeispiel: Was Arbeitgeber beachten sollten

    Egal, ob das Unternehmen selbst mehr Flexibilität wünscht oder der Wunsch nach einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung von den Mitarbeitern kommt: Es ist wichtig, dass die Verantwortlichen für die Arbeitszeitgestaltung – zumeist die Personalabteilung – alle betroffenen Akteure ins Boot holen. Vor allem das Personal muss mit den Konsequenzen leben und sollte daher auch ein Mitspracherecht erhalten bzw. Feedback geben dürfen.

    Wie lassen sich jedoch Veränderungen der Arbeitszeitmodelle mit den Mitarbeitern gemeinsam gestalten und umsetzen? Das kann man in 5 Schritten beziehungsweise Phasen realisieren:

    1. Phase: Führen Sie ein erstes Gespräch. Diskutieren Sie mit allen Beteiligten, das heißt dem Betriebsrat, der Betriebsleitung und den betroffenen Beschäftigten: Welche Wünsche gibt es von beiden Seiten? Wie sollte man die jetzige Situation verändern? Das sind nur einige Fragen, die Sie am Anfang klären sollten.
    2. Phase: Erarbeiten Sie einen Plan. Wenn Veränderungen am Arbeitszeitmodell gewünscht sind, sollten man inhaltliche und organisatorische Fragen klären. Stecken Sie den Zeitrahmen für alle Veränderungsphasen – das heißt Entwicklungs-, Test- Umsetzungs- und Evaluationsphase – ab. Dafür sollten Sie genügend Informationen über die geplanten Arbeitszeitmodelle sammeln.
    3. Phase: Erstellen Sie ein Pflichtenheft. Welche Wünsche gibt es vonseiten des Personals, welche Regeln gelten für Ihren Betrieb und welche Kundenwünsche gibt es an das Unternehmen? Diese Fragen sollten Sie im Hinblick auf das neue Arbeitszeitmodell klären und am Ende in einem Pflichtenheft festhalten.
    4. Phase: Testen und evaluieren Sie das neue Modell. Nachdem Sie und die Beteiligten das neue Arbeitszeitmodell ausgesucht haben, lohnt es sich, es einem Test zu unterziehen. Am Ende dieser Testphase steht eine Evaluationsphase. Mithilfe der Modifizierungen kann man das Modell erarbeiten.
    5. Phase: Entscheiden Sie über das Arbeitszeitmodell: Bleibt es beim neuen Modell oder war das alte Modell doch besser? Womöglich kann man auch beide Zeitenmodelle kombinieren? Am Ende der Evaluationsphase steht die Entscheidung darüber, ob das neue Arbeitszeitmodell für alle beteiligten Akteure Sinn ergibt.

    Fazit: Flexible Arbeitszeitmodelle werden immer wichtiger

    Vor allem für die Personalabteilung gibt es so einiges zu beachten, wenn der Wunsch nach mehr Flexibilität laut wird. Die Herausforderungen werden in Zukunft eher wachsen. Zu Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung wird es wichtig, mit dem Lauf der Zeit zu gehen. So kann man sich flexibel an die neuesten Entwicklungen anpassen.

    Auch die veränderten Präferenzen von jungen Generationen, die auf den Arbeitsmarkt eintreten, sind zu bedienen. Einer ausgeglichenen Work-Life-Balance sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kommen flexible Arbeitszeitmodelle durchaus entgegen.

    Der War for Talents, der bereits in vielen Branchen herrscht, erzwingt eine Reaktion: Es wird für Unternehmen immer essentieller, der Belegschaft etwas zu bieten, um auch die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen. Wenn man dann noch die Vor- und Nachteile eines jeden Arbeitszeitmodells mit der Belegschaft gemeinsam evaluiert und das bestmögliche Modell heraussucht, steht einer Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer nichts mehr im Wege!

    Autor: Redaktion Personalwissen