Der Weg zu einer flacheren Hierarchie – Vorteile einer modernen Unternehmensstruktur

Der Weg zu einer flacheren Hierarchie – Vorteile einer modernen Unternehmensstruktur

Klassische hierarchische Strukturen gehören in vielen Unternehmen mehr und mehr zu einem Relikt der Vergangenheit. Wie stark ein Unternehmen den Wandel hin zu flacheren Hierarchien umsetzt, hängt meist von dessen Größe und vor allem von dessen Branche ab. Führende Firmen wie Google machen es vor. Eine flache Hierarchie und eine individuelle Zeiteinteilung stehen bei ihnen an der Tagesordnung. Doch wie genau gelingt die Führung ohne steile Hierarchien und was unterscheidet das Arbeiten, wenn es kaum Hierarchien gibt?

    Mit dem Chef auf Augenhöhe: Definition flache Hierarchie

    Der Begriff flache Hierarchie bezieht sich auf eine Organisationsstruktur, die auf Eigeninitiative und -verantwortung setzt. In Betrieben mit flacher Hierarchie gibt es wenig Führungsebenen. Das bedeutet, dass vor allem die mittlere Managementebene stark reduziert ist oder sogar ganz wegfällt. 

    Zudem greifen Führungskräfte nur wenig in das Arbeiten ihrer Angestellten ein. Es herrscht ein kollegiales Miteinander, oft duzen sich alle im Team. Die direkten Kommunikationswege können Abläufe im Unternehmen beschleunigen und die Zusammenarbeit über verschiedene Abteilungen hinweg erleichtern. 

    Allerdings bedeutet eine flache Hierarchie nicht, dass es gar keine Führung im Unternehmen mehr gibt. Die Verantwortlichkeiten werden zwar aufgelockert, bei wichtigen Entscheidungen – beispielsweise die Finanzen betreffend – behält allerdings immer noch die Führungskraft das letzte Wort. Dennoch führen flache Hierarchien in der Regel zu einer mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur, die von einem kooperativen Führungsstil gekennzeichnet ist. 

    Gut zu wissen: Im Englischen gibt es auch die folgenden Synonyme für eine flache Hierarchie: Flat hierarchy, flat organization oder horizontal organization. 

    Flache Hierarchien in der Praxis: Eine Arbeitswelt ohne Hierarchiestufen

    Die Kreativwirtschaft wird zu einem immer wichtigeren Wirtschaftssektor. Genau dieser Bereich der Wirtschaft funktioniert allerdings weniger gut mit veralteten autoritären Strukturen

    Denn der Ideenreichtum, der zu einem wichtigen Kapital geworden ist, wird durch die Anwendung von direktiven Führungsstilen eingeschränkt. Doch nicht nur klassische Kreativbranchen können von einem flachen hierarchischen Gefüge profitieren. Jedes Unternehmen, das auf lange Sicht mit der Konkurrenz mithalten will, muss Innovationen hervorbringen.

    Flache Hierarchiestufen begünstigen gerade diese Innovationen. Denn die gesamte Struktur der Organisation ist darauf ausgelegt, das Potenzial aller Mitarbeiter auszuschöpfen. Das gelingt im Arbeitsalltag beispielsweise durch die folgenden Dinge: 

    Offene Türen am Arbeitsplatz

    Das gemeinschaftliche Wir-Gefühl zeichnet das Arbeiten in einer flachen Hierarchie aus. Das kommt unter anderem auch dadurch zustande, dass sich Vorgesetzte nicht hinter verschlossenen Türen und in abgelegene Büros zurückziehen. Jeder in der Belegschaft hat für die Kollegen stehts eine offene Tür, damit ein reibungsloser Austausch gelingen kann.

    Abteilungsübergreifende offene Kommunikation

    Da nicht ein einziger Chef vorgibt, welche Aufgaben wie zu erledigen sind, müssen alle Mitarbeiter im regen Kontakt zueinander stehen. Wichtig ist dabei die Philosophie, dass alle ihre Anregungen und Bedenken frei äußern dürfen. Durch dieses Miteinander können neue Ideen entstehen und Herausforderungen gemeinschaftlich gemeistert werden.

    Teamarbeit dank Digitalisierung

    Es gibt unzählige digitale Möglichkeiten, welche das gemeinschaftliche Arbeiten erleichtern. So können die Teammitglieder zeitgleich dasselbe Dokument bearbeiten oder öffentliche Postfächer einsehen. 

    Gemeinschaftlicher Entscheidungsweg

    Flache Hierarchien zeichnen sich dadurch aus, dass Entscheidungen nicht einfach vom Chef festgelegt werden, sondern im Team entstehen. Sinnvoll ist es daher, für unterschiedliche Verantwortungsbereiche individuelle Expertenteams zusammenzustellen, welche dann einen Entscheidungskonsens finden. 

    Durch flache Hierarchien befinden sich Mitarbeiter und Führungskraft auf Augenhöhe. © Vitalii Vodolazskyi l Adobe Stock

    Was sind die Unterschiede zwischen steilen und flachen Hierarchien?

    Um flache Hierarchiestrukturen besser zu verstehen, ist es hilfreich, sie als Gegenpol zu steilen Hierarchien zu betrachten. Steil bedeutet in diesem Fall, dass die Entscheidungsgewalt bei der Führungskraft liegt. Diese trifft Entscheidungen und dirigiert die anfallenden Aufgaben dann an Mitarbeiter, die bei dem ganzen Prozess wenig Mitspracherecht haben. 

    Die folgende Tabelle verdeutlicht die Merkmale und Unterschiede zwischen einer flachen und einer steilen Hierarchie:

     Flache HierarchieSteile Hierarchie
    EntscheidungsgewaltKoordination gemeinschaftlich im Teamallein beim Chef
    Organisationsstrukturwenige Hierarchiestufenzahlreiche Hierarchieebenen (beispielsweise Teamleiter, Abteilungsleiter, Geschäftsführung,…)
    Bevorzugte FührungsstileLaissez-faire-Führungsstil, humanistische Führung, situativer Führungsstildirektiver und autoritärer Führungsstil
    Reaktionsgeschwindigkeit des Unternehmensschnell, da Eigeninitiative der Mitarbeiter gewünscht istlangsam, da verschiedene Instanzen Entscheidungen erst freigeben müssen
    Mitarbeiterzufriedenheithoch, da eigene Ideen eingebracht werden könnenniedriger, da Arbeitnehmer lediglich „Befehle“ des Chefs umsetzen
    Aufstiegsmöglichkeitenoft wenig ausgeprägt, da es wenige Hierarchieebenen gibt, in die man aufsteigen kannausgeprägte Aufstiegschancen, da Sprung in die nächste Hierarchiestufe einen großen Fortschritt bedeutet

    Was sind die Vorteile flacher Hierarchien?

    Das Etablieren flacherer Hierarchieebenen ist für ein Unternehmen durchaus von Vorteil. Denn die kurzen Entscheidungswege und die offene Kommunikation ermöglichen schnelles Handeln und verschaffen dem Betrieb auf diese Weise einen Wettbewerbsvorteil. 

    Zudem führt eine hierarchisch flache Arbeitsordnung zu neuen Ideen. Gerade Neuankömmlinge sehen die Arbeitsprozesse in einem anderen Licht. Sie erkennen häufiger, wo die Probleme liegen und bringen oft wertvolles Know-how von vorherigen Arbeitgebern mit. Herrscht in einer Firma eine flache Hierarchie, trauen sich die Mitarbeiter eher, Verbesserungsvorschläge anzubringen und ihr Wissen preiszugeben.

    Die flache Hierarchie wirkt sich so auch auf die Einstellung der Mitarbeiter aus. Sie führen nicht nur Befehle aus, sondern erfahren durch das Einbringen und Durchsetzen ihrer eigenen Ideen Wertschätzung und ein anderes Verantwortungsbewusstsein. So entwickeln sich Mitarbeiter zu kritischen Mitdenkern, die maßgeblichen Einfluss auf eine nachhaltige und innovative Ausrichtung des Unternehmens haben können.

    Ein weiterer Bonus: Auch die Führungskraft erfährt Entlastung. Denn sie trägt die Verantwortung nicht allein und kann Aufgaben im Sinne des Shared Leadership abgeben. Auf diese Weise lassen sich auch zahlreiche Prozesse beschleunigen. Denn Entscheidungen müssen nicht erst entlang einer mehrstufigen Hierarchiekette abgesegnet werden, sondern können nach einem gemeinschaftlichen Konsens direkt realisiert werden. 

    Gibt es Nachteile bei flachen Hierarchien?

    Ist die Organisationsstruktur zu flach angelegt, kann dies in der Umsetzung durchaus auch Nachteile mit sich bringen. Problematisch wird es vor allem dann, wenn niemand mehr die Führungsverantwortung bei sich sieht. Das Unternehmen läuft dann Gefahr, handlungsunfähig zu werden, falls die Mitarbeiter bei Entscheidungen keinen Konsens finden. 

    Gibt es weniger Hierarchieebenen sind auch die Aufstiegschancen limitiert. Das kann sich negativ auf die Motivation von ambitionierten Mitarbeitern auswirken. Schafft es ein Unternehmen mit flachen Hierarchien nicht, diesen Arbeitnehmern angemessene Anreize zu bieten, werden diese in der Hoffnung auf einen Führungsposten eventuell zur Konkurrenz wechseln. 

    Für welche Unternehmen eignen sich flache Hierarchien?

    Das Konzept von flachen Hierarchien ist vor allem bei Start-ups weitverbreitet. Doch sind das die einzigen Unternehmen, die von einer flachen Hierarchiestruktur profitieren? Tatsächlich ist es gerade für große und komplexe Konzerne nicht einfach, auf steile Hierarchien zu verzichten. Findet hier keine klare Delegation von Aufgaben statt, bricht schnell Chaos aus. 

    Dennoch sehnen sich vor allem kompetente Mitarbeiter immer mehr nach Verantwortung und Selbstständigkeit – hier kann das Abflachen von Hierarchien durchaus sinnvoll sein. Das bedeutet nicht, dass jedes Unternehmen alle etablierten Organisationsstrukturen über Bord werfen sollte. Es ist sinnvoller, kleinere Veränderungen nach und nach anzugehen, damit der Erfolg des Betriebs nicht gefährdet wird.

    Damit das ganze gelingt, müssen sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte aufeinander zu gehen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die Arbeitnehmer bereit sein, mehr Verantwortung zu tragen, während die Vorgesetzten die Bereitschaft benötigen, eben diese abzugeben.

    Flache Hierarchien: Die moderne Form der Unternehmensführung

    Die Abflachung der Hierarchie bedeutet einen Schritt in die Zukunft. Es ist nicht nötig, dass dieser Wandel von einem Tag auf den anderen oder durch einen groben Eingriff in die Unternehmensstruktur geschieht. Veränderungen brauchen gerade in größeren Betrieben Zeit. Doch die Umstellung lohnt sich. Denn flache Hierarchien begünstigen das Entstehen von Innovationen. Außerdem erfahren die Mitarbeiter, dass ihnen Verantwortung und Eigeninitiative zugetraut wird – dadurch steigt auf Dauer die Arbeitsmotivation.

    FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Hierarchien

    Wie ist eine flache Hierarchie definiert?

    Eine flache Hierarchie zeichnet sich dadurch aus, dass es wenige Hierarchieebenen in einem Unternehmen gib. Entscheidungen werden in der Belegschaft getroffen und Herausforderungen gemeinschaftlich gemeistert.

    Wie unterscheiden sich flache von steilen Hierarchien?

    Der Hauptunterschied der beiden Organisationsstrukturen liegt bei der Gliederung der Führungsebenen. Während steile Hierarchien zahlreiche Hierarchiestufen aufweisen, sind diese bei flachen Hierarchien kaum zu finden.