Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat: Warum die erfolgreiche Kooperation so wichtig ist

Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat: Warum die erfolgreiche Kooperation so wichtig ist

In einem regelmäßigen Turnus von vier Jahren wird in zahlreichen größeren deutschen Unternehmen ein neuer Betriebsrat gewählt.

Was einst für den Durchbruch der arbeitsrechtlichen Mitbestimmung von Beschäftigten stand und Standards in Sachen Arbeitsschutz setzte und sicherte, ist in großen Firmen mittlerweile Usus. Erfahre jetzt, weshalb die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat so unglaublich wichtig ist. Von Schwerbehindertenvertretung und Inklusion, über Kündigungen und Entlassungen, bis hin zur Atmosphäre und Stimmung der Mitarbeiter – eine Kooperation mit dem Betriebsrat ist eine Win-Win-Situation.

    Was ist ein Betriebsrat?

    Die Betriebsratsmitglieder stellen – einfach ausgedrückt – die Mitarbeitervertretung eines Unternehmens dar. Der Rat sichert die Mitbestimmung der Beschäftigten und vertritt deren Interessen in Bezug auf betriebliche Entscheidungen. Vor allem für Arbeitnehmer stellt der Betriebsrat ein wichtiges Organ dar, um Meinungen und Interessen im Betrieb deutlich zu machen. Der Betriebsrat hat verschiedene Aufgaben, die im Sinne der allgemeinen Arbeitnehmerinteressen liegen sollten.

    Aufgrund der Vertreterfunktion des Rates werden dessen Mitglieder regelmäßig neu gewählt. Damit dabei alles geregelt abläuft, wird zunächst ein Wahlvorstand bestimmt, der die Wahl durchführt und vorbereitet. Bei der Wahl der Betriebsratsmitglieder ist darauf zu achten, dass die Zusammensetzung schlussendlich möglichst die gesamte Belegschaft widerspiegelt. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch alle Abteilungen und Beschäftigten durch diese Vertretung repräsentiert werden. Ist die Wahl der Kandidaten abgeschlossen, folgt schließlich noch die Wahl der Betriebsratsvorsitzenden, die Betriebsratssitzungen leiten und eine Sprecherfunktion besitzen.

    Warum sollten Betriebsrat und Unternehmensführung kooperieren?

    Der Nutzen einer konstruktiven Zusammenarbeit von Betriebsrat und Personalabteilung liegt klar auf der Hand: Geht es dem Arbeitnehmer gut, geht es dem Unternehmen gut. Doch so einfach ist es nicht immer: Oftmals findet eine fruchtbare Kooperation nur teilweise statt, manchmal behindern sich gar beide Parteien gegenseitig. Warum genau ist der Betriebsrat nun also so wichtig für ein Unternehmen und inwiefern kann er sogar hilfreich sein?

    ZielErläuterung
    Transparenz schaffenEin ständiger Austausch zwischen Unternehmensführung und Betriebsrat schafft Transparenz. Die Geschäftsleitung wird über aktuelle Ereignisse des Betriebes aufgeklärt.
    Bewusstsein für ProblemeDie Geschäftsführung erhält eine Übersicht der Probleme des Unternehmens und kann lösungsorientiert reagieren, Kompromisse finden oder aber auch Begründungen darlegen.
    Präventive Maßnahmen besprechenDurch Feedback, welche über den Betriebsrat übermittelt wird, kann die Geschäftsleitung frühzeitig reagieren und zugespitzte Stimmungen innerhalb des Betriebs verhindern.
    Bedürfnisse und Wünsche von Mitarbeitern verstehenDie Unternehmensleitung kann durch regelmäßige Kommunikation mit dem Betriebsrat verstehen, was sich Mitarbeiter wünschen.
    So können intern neue Maßnahmen entwickelt und so die Mitarbeiterzufriedenheit gesteigert werden.
    Ein gutes Arbeitsklima sichernDurch regelmäßige Kommunikation können frühzeitig Probleme aus der Welt geschaffen werden und ein friedliches Arbeitsklima gesichert werden.
    Weshalb sollten Betriebsrat und Führungsinstanzen kooperieren?

    Zunächst einmal liegt die grundsätzliche Aufgabe des Betriebsrates – wie auch die einer Gewerkschaft – in der Sicherstellung des Wohls der Arbeitnehmer im Betrieb. Das sollte nicht nur im Interesse der Arbeitnehmer, sondern auch des Arbeitgebers liegen. Denn: nur so kann auch das Unternehmen langfristig aufsteigen und erfolgreich werden. Zufriedene Beschäftigte empfehlen außerdem das Unternehmen weiter, was im Sinne des Employer Brandings von großer Relevanz ist und Mitbestimmung zulässt. Der Betriebsrat nimmt also eine gewisse Vermittlerrolle zwischen Mitarbeiter und Vorgesetzten ein und versucht, dieses Verhältnis so gut wie möglich zu gestalten.

    Obwohl der Schutz der Mitarbeiter für beide Seiten wichtig ist, ist das Verhältnis von Unternehmensleitung und Betriebsrat oftmals schwierig und von gegenseitigen Forderungen geprägt. Hier gilt es, bereits von Anfang an auf Transparenz zu setzen. Wenn die Personalabteilung als verlängerter Arm der Geschäftsleitung den Betriebsrat aktiv in relevante Entscheidungen einbindet, fühlen sich Betriebsratsmitglieder ernstgenommen und wertgeschätzt.

    Wie kann eine Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat funktionieren?

    Wenn Sie als Personaler nun entschieden haben, eine möglichst positive Kooperation mit dem Betriebsrat zu entwickeln, stehen Sie als Nächstes vermutlich vor der Frage, wie diese Aufgabe denn am geeignetsten zu bewältigen ist. Für eine fruchtbare Zusammenarbeit gibt es einige grundlegende Voraussetzungen:

    • Gegenseitiges Vertrauen
    • Klare Absprachen und Ziele
    • Gegenseitige Wertschätzung
    • Partnerschaftlicher Verhandlungsstil

    Außerdem kommt es dem Zusammenspiel von Unternehmensleitung und Betriebsrat zu Gute, wenn der Mitgliederstamm und vor allem der Vorstand des Betriebsrates aus „fähigen“ Mitarbeitern mit Führungsqualitäten und ausreichendem Hintergrundwissen über den Betrieb und Kommunikationsstärke besteht. Dies kann in gewissem Maße dadurch begünstigt werden, dass den Mitarbeitern durch die Tätigkeit im Betriebsrat keine beruflichen Chancen verbaut werden.

    Wenn Betriebsrat und Vorsitzende also gewählt sind, geht es darum, die Beziehungen auszubauen und regelmäßige Kontakte zu pflegen. Dies kann beispielsweise über turnusmäßig stattfindende Gespräche geschehen. In diesen sollte es neben aktuellen Problemen und grundlegenden sachlichen Themen auch um unternehmenspolitische Entwicklungen gehen. Ein anderes Mittel für ein positives Verhältnis der beiden Parteien sind regelmäßig durchgeführte Workshops oder Coaching-Tage. Dies fördert vor allem die interne Harmonie, die Klärung von Konflikten und die Kommunikation von Zielen und Erwartungen.

    Welche Aufgaben und Rechte hat ein Betriebsrat?

    Die Aufgaben eines Betriebsrates in der unternehmerischen Praxis sind vielfältig und erfordern daher engagierte und mit Sachkenntnis ausgestattete Mitarbeiter. Um eine gelungene Kooperation zwischen Unternehmen und Betriebsrat herzustellen, muss zunächst beiden Parteien klar sein, was der jeweils andere tun darf und auch sollte.

    Grundsätzlich sorgt der Betriebsrat dafür, dass seitens des Unternehmens geltende Gesetze, Verträge und Betriebsvereinbarungen gegenüber den Beschäftigten eingehalten werden. Es können verschiedene Maßnahmen beantragt werden, die in Verhandlung mit dem Arbeitgeber umgesetzt werden. Die Wichtigsten der konkreten Aufgaben des Betriebsrates umfassen:

    ThemenbereicheErläuterung
    Soziale AngelegenheitenGesundheitsschutz, Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten sowie betriebliche Lohngestaltung, Einstellung von körperlich/geistig Behinderten
    Arbeits- und Umweltschutz Betriebsräte befassen sich neben sozialen Angelegenheiten auch vor allem mit Arbeitsschutz und Nachhaltig. Fragen, wie man das Unternehmen ökologischer gestalten könnte, sind hier immer wieder Thema und finden Platz in Diskussionen bei Betriebsratsversammlungen
    Ausschreibung von ArbeitsplätzenStellenausschreibungen zählen nicht nur zum Aufgabenbereich von HR-Managern, sondern auch vom Betriebsrat. Hier wird beispielsweise diskutiert, inwiefern es sich lohnt eine Stelle zu besetzen und welche Qualifikationen zukünftige Bewerber optimaler weise mitbringen sollten.
    Aus- und WeiterbildungenDie Förderung von Mitarbeitern spielt beim Betriebsrat eine große Rolle. Hier wird entschieden welche Positionen welche spezifische Weiterbildung bräuchte, um auf dem neusten Stand in der Branche zu sein.
    BetriebsänderungenInterne und innovative Betriebsänderungen werden hier konzipiert, vorschlagen und diskutiert (z. B. Stilllegung oder Verlegung des Betriebs, Zusammenschluss mit anderen Betrieben, grundlegende Änderungen)
    Beisitzen von MitarbeitergesprächenBei speziellen Sachverhalten sitzt der Betriebsrat bei Gesprächen bei und spielt eine schlichtende und lösungsorientierte Rolle.
    BeschwerdenVerbesserungsvorschläge oder Beschwerden von Mitarbeitern werden an den Betriebsrat übermittelt. Diese werden gemeinsam diskutiert und es wird gezielt nach Lösungen gesucht.
    Anhörungen bei KündigungenFühlt sich beispielsweise ein Mitarbeiter unfair behandelt oder wurde er seiner Meinung nach zu Unrecht gekündigt, ist der Betriebsrat die erste Anlaufstelle.
    Aufgabenbereiche eines Betriebsrates tabellarisch zusammengefasst

    Mehr zum Thema Arbeitsrecht lesen Sie in: Arbeitsrecht: alles, was zu beachten ist

    Kündigungen sind das Tagesgeschäft – nur ein Gerücht?

    Dass der Betriebsrat nur Kündigungen über Kündigungen bespricht und überlegt, wer der nächste ist, der das Unternehmen verlassen soll, stimmt natürlich nicht. Aber wieso denken das so viele Mitarbeiter? Woher stammt dieses Gerücht?

    Tatsächlich spielt das Thema ,,Entlassungen“ eine Rolle im Betriebsrad. Nur deckt dieses Thema nicht den gesamten Arbeitsbereich des Betriebsrates ab. Ihr Aufgabenbereich ist viel komplexer.

    Was viele nicht wissen: In dem Betriebsverfassungsgesetzt (BetrVG) ist verankert, dass der der Betriebsrat vor jeder Kündigung zu informieren ist. Möchte also der Geschäftsführer einen Mitarbeiter entlassen, ist er unmittelbar dazu verpflichtet diese Entscheidung dem Betriebsrat mitzuteilen. Er muss argumentieren, weshalb er die Kündigung veranlassen möchte. Hierbei darf der Betriebsrat Wiederspruch einlegen. Dies gilt nicht nur bei betriebsbedingten Kündigungen, sondern auch bei personen- und verhaltensbedingten Kündigungen.

    Welche Vorteile bringt erfolgreiche Kommunikation?

    Das Wichtigste an einer erfolgreichen Zusammenarbeit von Betriebsrat und Personalabteilung ist also grundsätzlich die erfolgreiche Kommunikation miteinander. Diese basiert vor allem auf gegenseitigem Respekt, aber auch Vertrauen und Kritikfähigkeit auf beiden Seiten.

    Betrachten Sie den Betriebsrat nicht als einen zusätzlichen Verhandlungspartner, sondern als eine Möglichkeit, Ihr Unternehmen durch und mit Ihren Mitarbeitern noch effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten. Wo immer es möglich ist, sollte die Kommunikation mit dem Personalrat also konkrete Vereinbarungen zur Folge haben, die am besten niedergeschrieben werden.

    Tipp: Versuchen Sie, Missverständnisse so gut es geht zu vermeiden. Wo auch immer Missverständnisse entstehen, folgen in der Regel Unsicherheit und Misstrauen gegenüber der Unternehmensleitung. Aus diesem Misstrauen heraus können schließlich Ängste entstehen, die die Beschäftigten entweder zur Flucht aus dem Betrieb verleiten oder zum Kampf gegen vermeintliche Ungerechtigkeiten motiviert.

    Eine deutliche, aber dennoch respektvolle und freundliche Kommunikation sowie Transparenz, beispielsweise durch das betriebsinterne Bekanntmachen von Firmen-News, sind daher unvermeidlich.

    Kommunizieren Sie Ihre Ansichten und Standpunkte also klar und seien Sie trotzdem offen für Verbesserungsvorschläge und neue Ansätze aus einem anderen Blickwinkel. Zeigen Sie sich als Mitarbeiter der HR-Abteilung selbst kritikfähig und lassen Sie sich auf Forderungen ein. Verfolgen Sie aber dennoch eine klare Linie. So sichern Sie sich zum einen den Respekt sowohl der Arbeitnehmer als auch des Betriebsrates und fördern außerdem die Kritikfähigkeit selbiger. Letztlich können Sie und Ihr Unternehmen von einer harmonischen Beziehung von Arbeitnehmer und Arbeitgeber also nur profitieren.

    Wie lässt sich erfolgreiche Kommunikation in der Praxis umsetzen?

    Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg. Ich glaube diesem Satz würde jeder Zustimmen. Aber: leichter gesagt als getan! Denn in der Praxis lässt sich das nicht so leicht umsetzten.

    Zunächst muss sicher gestellt werden, dass das Interesse an den Betriebsratsversammlung-Ergebnissen nicht einseitig ist. So wohl die Unternehmensführung, als auch der Betriebsrat sollten sich ausgiebig Zeit nehmen, um ausführlich über aktuelle Ereignisse zu sprechen.

    Es sollten in regelmäßigen Abständen Meetings vereinbart werden, in denen Ergebnisse von Betriebsratsversammlungen ausgetauscht werden und das weitere Vorgehen (beispielsweise bei Problemen) besprochen wird. Empfehlenswert wäre ein quartalsweiser Austausch. Bei dringenden Angelegenheiten öfters und so schnell wie möglich.

    Sollten Meetings nicht oder nur selten zustande kommen können, gibt es auch die Möglichkeit zunächst das Betriebsratsversammlungs-Protokoll an die Unternehmensführung zu übermittelt. Dokumente können beispielsweise digital geteilt oder per Verschlüsselter E-Mail versendet werden. Persönlich sollte jedoch trotzdem früher oder später darüber gesprochen werden, um Unklarheiten und weitere Prozesse klären zu können.

    FAQ – häufig gestellte Fragen

    Definition: Was ist ein Betriebsrat?

    Ein Betriebsrat ist eine institutionalisierte Arbeitnehmervertretung in Unternehmen, der Interessen von Beschäftigten an die Geschäftsleitung weiter trägt. Betriebsräte werden von der Belegschaft gewählt.

    Welche Vorteile bietet ein Betriebsrat?

    Mit einem Betriebsrat gibt man Beschäftigten die Möglichkeit Probleme anzusprechen und Vorschläge zu äußern. Mitarbeiter können aktiv etwas bewirken und fühlen sich mit dem Betriebsrat als Untersützung ernst genommen und mit ihren Problemen nicht allein gelassen.

    Wie gründet man einen Betriebsrat?

    Der Betriebsrat wird von den Arbeitnehmern selbst gewählt. Die ,,Wähler‘‘ müssen das 18. Lebensjahr vollendet haben und müssen mindestens 6 Monate dem Unternehmen angehören. Ein Betriebsrat kann in jedem Betrieb mit 5 oder mehr Angestellten gegründet werden. Alle vier Jahre werden neue Betriebsrat Mitglieder gewählt.

    Aus wie vielen Personen besteht ein Betriebsrat?

    Die Größe eines Betriebsrates hängt von der Größe des Unternehmens ab. Üblich sind jedoch bei mittelständischen Unternehmen 5-15 Betriebsratsmitglieder.

    Welche Aufgaben hat der Betriebsrat?

    Die Hauptaufgabe des Betriebsrates setzt sich zusammen aus Verhandlungen mit dem Arbeitgeber, Mitarbeiter und ihre Meinungen zu vertreten und Meinungsverschiedenheiten zu schlichten. Zudem achtet der Betriebsrat darauf, dass interne Normen und Vorschriften eingehalten werden.

    Wie oft finden Betriebsrat-Versammlungen statt?

    Es müssen gesetzlich mindestens 4 Betriebsversammlungen pro Jahr stattfinden.

    Wo finde ich weitere Informationen zum Betriebsrat?

    Im Betriebsverfassungsgesetzt werden alle Informationen rund um den Betriebsrat gesetzlich festgehalten.